Im Fokus

Harald Deilmann

Harald Deilmann, Foto: Wiechmann Aiette-Shagal, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Harald Deilmann - Werk, Lehre und Publizistik

Ob das Theater in Münster (1955 - 56 mit Hansen, Rave, Ruhnau), mit dem seine Karriere begann, oder das Nationaltheater in Tokio (1986 - 97, mit A. Zotzmann und T. Yanagisawa), das zum Alterswerk zählt, ob Rathäuser in Gronau und Rheda-Wiedenbrück und Verwaltungsbauten in Münster, Dortmund, Düsseldorf und Gelsenkirchen, ob Krankenhäuser oder Wohnanlagen, Kirchen, Stadtkernsanierungen wie noch 1993 - 94 in Dessau oder das Spielkasino Hohensyburg: Harald Deilmann war ein Allrounder. „Ich hätte ein Theaterarchitekt werden können, aber ich habe alles getan, um zu vermeiden, ein Spezialist zu werden. Ich glaube an die Richtigkeit der Feststellung von Gropius, dass Spezialisten immer die gleichen Fehler machen.“                                

Die Lehre als Grundstock für lebenslanges Lernen stand für Harald Deilmann im Mittelpunkt, als selbst Lernender bereits während der Kriegsgefangenschaft in USA und dann u. a. bei Richard Döcker und Rolf Gutbrod an der TH Stuttgart, an die er wenig später als Dozent zurück kehrte, anschließend mit der großen Aufgabe der Neukonzipierung einer Hochschule für Architektur in Dortmund. Das immer noch praktizierte „Dortmunder Modell“ einer integrierten Ausbildung für Architekten und Ingenieure, die hier schon früh die gemeinschaftliche Entwurfsarbeit üben, geht auf Harald Deilmann zurück. 1970 übernahm er den Vorsitz des Gründungsausschusses, lehrte ab dem Wintersemester 1973/74 Städtebau und Entwerfen (bis zu seiner Emeritierung 1985) und lenkte die Geschicke der Hochschule zeitweilig als Dekan sowie Prodekan. Wenn heute die Abteilung Bauwesen der Universität Dortmund die Verselbstständigung als Technische Hochschule anstrebt, so ist dies nicht zuletzt seiner Vorarbeit zu danken. Seit 1967 gehörte Deilmann neben seiner Mitgliedschaft im BDA der Akademie der Künste Berlin an und seit 1970 der Akademie für Städtebau und Landesplanung.                             

Eng mit der Lehrtätigkeit verbunden war seine publizistische Arbeit u. a. für die Zeitschrift „Architektur + Wettbewerbe“, deren Redaktionsbeirat er angehörte. Stets stellte er die systematische Erfassung von Aufgabenstellungen in den Vordergrund, wie 1973 in dem Band „Wohnsysteme“ oder ein Jahr zuvor in der DBZ-Reihe der Baufachbücher zu „Bauten des Gesundheitswesens“. Hier finden sich die eigenen Entwürfe für das Sanatorium Bad Driburg und die Aggertalklinik in Engelskirchen eingereiht in internationale Lösungsbeispiele. Eine seiner zentralen Forderungen war die Flexibilisierung von Bautypen, um Vorsorge für künftige Ansprüche an Gebäude zu treffen, eine Grundhaltung, die das Propagieren der einen richtigen Lösung, des einen verbindlichen Stils, ausschloss zu Gunsten von Pluralität und Anpassung. Mit Bezug auf „Gebäude für die Öffentliche Verwaltung“, ein Buch, das er 1979 gemeinsam mit seinem Sohn Andreas Deilmann herausgab, formulierte er: „Die schöpferische Symbiose aus Typus und Unikat, aus der allgemeingültigen verbindlichen Regelhaftigkeit der Aufgabe, den sich nie wiederholenden einmaligen Gegebenheiten der die Situation prägenden städtebaulichen und landschaftlichen Bedingungen sowie den erkennbaren und zu antizipierenden Kräften des sich weiterentwickelnden Lebens – nur so kann lebendige Baukunst als unser Beitrag zur Geschichte entstehen.“                                  

Kennzeichnend für eine architektonische Haltung, die dem Städtebau dasselbe Gewicht beimisst wie bautechnischen, wirtschaftlichen und künstlerischen Parametern, ist der Rheinturm in Düsseldorf. Deilmann realisierte das Projekt 1979 - 81 nach einem Wettbewerb, in dem sein Büro den 1. Preis errungen hatte - einen von insgesamt 70 ersten Preisen in ca. 700 Wettbewerbsbeteiligungen. Die stadtprägende Wirkung dieses in seiner konsequent durchdachten Stahlbetonkonstruktion innovativen Bauwerks wird erst heute deutlich, wo dem Fernsehturm mit Drehrestaurant, Aussichtsplattform und der größten Dezimaluhr der Welt des Künstlers Horst H. Baumann der Landtag Nordrhein-Westfalens zu Füßen liegt, flankiert von „Stadttor“ und Medienhafen.

Autorin: Dr. Gudrun Escher

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