© Foto: Unbekannt - Max Hasak (1856-1934): Die Baukunst. 11. Heft: Die Kirchen von Gross St. Martin und St. Aposteln in Köln, Verlag W. Spemann, Berlin, Stuttgart, 1899 Scan by Raimond Spekking; Lizenz: CC0
Neumarkt 30, 50667 Köln
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11. Jh.
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Die katholische Pfarrkirche und ehemalige Stiftskirche St. Aposteln am Neumarkt in Köln wurde in Verbindung mit einer Stiftsgründung in den 1020er Jahren von Erzbischof Pilgrim (regierte 1021-36) errichtet. Bezeugt ist eine Apostelnkirche des 10. Jahrhunderts vor der römischen Stadtmauer. Ihre heutige Gestalt wird maßgeblich durch Baumaßnahmen seit Mitte des 12. Jahrhunderts bis um 1230 geprägt.
Langhaus, Westquerhaus und Westkrypta des heutigen Kirchenbaus von St. Aposteln gehen auf einen Neubau der Stiftskirche um 1030 zurück: eine flach gedeckte Pfeilerbasilika mit zwei Chören. Ihr quadratischer Westbau über einer Krypta war den heiligen Aposteln geweiht und wurde Mitte des 12. Jahrhunderts erneuert und durch einen Turm überhöht. Um 1200 wurde der Trikonchos im Osten neugebaut (der Altar im Osten wurde Maria geweiht).
Im Anschluss (bis 1220) wurde das Mittelschiff mit einer vorgesetzten Wandgliederung und einem Rippengewölbe versehen sowie die Seitenschiffe eingewölbt. Um 1225/30 wurde auch das Westquerschiff eingewölbt und der Westturm aufgestockt. In den Jahren 1643/44 gab man den Apostelchor als eigenen liturgischen Bereich auf und baute ihn als Vorhalle mit einem Zugang von Westen um, was in der Neuausrichtung der Kirche nach Osten resultierte.
Nach der Aufhebung des Stifts im Jahr 1802 wurden die zugehörigen Stiftsgebäude abgetragen und zahlreiche Umbau- und Instandhaltungsmaßnahmen ausgeführt (J. P. Weyer 1822-30; H. Nagelschmidt 1872-91). Nach Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurde die Apostelnkirche ab 1948 durch W. Weyres und W. Schorn wiederaufgebaut und dabei das Innere nach dem Zustand vor 1643 rekonstruiert. In den darauffolgenden Jahren wurden weitere Baumaßnahmen und Umgestaltungen durchgeführt. 1988-93 stattete H. Gottfried die Gewölbezone des Dreikonchenchors mit einem Wandmalereizyklus mit Szenen aus der Offenbarung des Johannes aus.
In den mächtigen Dimensionen des frühsalischen Baus, vor allem in Westquerschiff und Langhaus, äußert sich ein neues baukünstlerisches Konzept. Durch den Bau des Trikonchos wird der Ostchor aufgewertet (Vgl. St. Maria im Kapitol, Groß St. Martin, St. Georg). St. Aposteln zeichnet sich im Vergleich mit seinen Kölner Vorgängern durch eine konsequente Ausbildung des Zentralraums aus, prägend ist hier offensichtlich der Einfluss byzantinischer Kuppelkirchen.
Die dreischiffige Pfeilerbasilika ist mit einem ausladenden Querschiff ausgestattet. Im Westen erhebt sich ein Turm über der gratgewölbten Krypta. Im Osten liegen der Dreikonchenchor und der Vierungsturm mit Laterne, der von zwei kleineren Türmen flankiert wird. Der Baukörper ist mit Tuffstein verblendet und am Chor mit Gliederungen aus Trachyt, Sandstein und Schiefer versehen.
Das Äußere des Trikonchos ist klar gestaffelt: auf die zweigeschossigen Konchen folgt die Giebelaufmauerung der kurzen Joche der drei Konchen, und dann der achtseitige Vierungsturm, der noch von den flankierenden Türmen im Osten überragt wird. Hervorzuheben ist die einheitliche Außengliederung aus Blendbögen, Plattenfries und Zwerggalerie, die die Apsiden und Chorflankentüme miteinander verknüpft. Über dem Traufgesims steigen die mit spitzen Faltdächern geschlossenen Flankentürme achteckig und zunehmend durchfenstert auf. Der Vierungsturm ist in einer Zwerggalerie mit dreiteiligen Arkaden geöffnet und mit einem offenem Tambour und einer bekrönenden achteckigen Laterne bedeckt.
Auch das Innere der mit Halbkuppeln bedeckten Konchen ist zweigeschossig gegliedert: Im unteren Geschoss fassen Blendbögen je drei Muldennischen ein, denen im darüber liegenden Geschoss mit Laufgang je eine weitere Nische zugeordnet ist.
Das östliche Joch des Mittelschiffs ist, entsprechend der Vorjoche der Konchen, tonnengewölbt und betont den räumlichen Eindruck eines Zentralraums. Das Vierungsgewölbe wird über Pendentifs ins Achteck überführt. Darüber schließt eine durchfensterte Tambourzone mit einem Laufgang an, die wiederum von einem Klostergewölbe bekrönt wird (Vgl. Doppelkapelle in Bonn-Schwarzrheindorf). Der weitgehend ungegliederte Außenbau des Langhauses von St. Aposteln steht im Kontrast zum plastisch durchgliederten Dreikonchenchor. Das rippengewölbte Mittelschiff öffnet sich in Rundbogenarkaden auf Rechteckpfeilern zu den kreuzgratgewölbten Nebenschiffen. In der vorgeblendeten Wandgliederung wird die Geschossteilung des Chors weitergeführt. Über dem vorspringenden Gesims der Arkadenzone schließen ein Blendtriforium und der Obergaden mit seinen Rundbogenfenstern an.
Der fünfgeschossige Westturm mit Blendbogengliederung ist über spitzen Giebeln mit einem Rhombendach des 19. Jahrhunderts bedeckt. Der zweigeschossige, kreuzgratgewölbte Innenraum des Turmes öffnet sich in einem hohen Spitzbogen zum Chorjoch, das über zwei Treppenrampen (neben den Eingängen zur Westkrypta) unter einem weiten Rundbogen in das niedriger liegende Querschiff führt.
Das drei quadratische Joche umfassende Westquerschiff von St. Aposteln wurde im späten 19. Jahrhundert mit einer neuromanischen Blendgliederung versehen. Das mittlere Joch ist kreuzrippengewölbt, während die beiden seitlichen, mittels breiter Gurte voneinander geschiedenen Joche mit einem siebenteiligen Gewölbe geschlossen sind.
Autor*in: Redaktion baukunst-nrw
Zuletzt geändert am 15.06.2023
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Architektur » Öffentliche Gebäude » Sakralbauten