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Big Beautiful Buildings (Großbauten der Nachkriegszeit)
Peter Behrens, um 1913; Foto: Waldemar Titzenthaler
Peter Behrens wird am 14. April 1868 in Hamburg geboren. Er studiert Malerei und angewandte Kunst an der dortigen Gewerbeschule sowie an den Kunstakademien in Karlsruhe, Düsseldorf und München. Ab 1891 arbeitet er als freischaffender Maler und Kunstgewerbler. Mit Max Liebermann, Lovis Corinth und anderen zählt er 1892 zu den Gründern der Münchner Secession.
Noch während der 1890er Jahre bereist Behrens Italien, wo er die flächige Ornamentik der Protorenaissance kennenlernt, was sich später in der streng kubischen Architektur des Krematoriums in Hagen niederschlägt (1905-08). Er findet von der Ölmalerei und dem Holzschnitt zur buchkünstlerischen und kunstgewerblichen Arbeit. Als Mitbegründer der Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk 1897 setzt er sich für die Neugestaltung des Alltags ein. Er entwirft Möbel, Porzellan, Gläser in ästhetisch vollendeter Zweckform. Auf Einladung des Großherzogs von Hessen nach Darmstadt, wo auf der Mathildenhöhe eine Künstlerkolonie entstehen soll, baut er als Autodidakt sein erstes Gebäude (1901). Das Haus ist ein viel beachtetes Gesamtkunstwerk, in dem von der Außenhülle bis zum Interieur jedes Detail von Behrens entworfen ist.
1902 entwickelt er als Schriftgestalter die Behrens-Fraktur, leitet am Bayerischen Gewerbemuseum in Nürnberg die Meisterkurse und beteiligt sich mit Innenraumausstattung an der 1. Internationalen Ausstellung für moderne dekorative Kunst in Turin. Sein hohes Ansehen als Erneuerer bringt ihn an die Kunstgewerbeschule in Düsseldorf, die unter seiner Leitung ihre Blütezeit erlebt (1903-07). Zur gleichen Zeit führt Behrens erste größere Bauaufträge für Karl Ernst Osthaus in Hagen aus. 1907 ist er Mitbegründer des Deutschen Werkbundes in München.
Mit der Ernennung zum künstlerischen Berater des AEG-Elektrokonzerns (1907-14) verlegt Behrens seinen Lebensmittelpunkt nach Berlin. Er entwirft Haushaltsgeräte in sachlichen Formen, prägt zugleich das Erscheinungsbild des Unternehmens in der Eigendarstellung und setzt zudem mit der AEG-Turbinenhalle von 1908/09 einen Meilenstein auf dem Weg zum modernen Industriebau. Seitdem gilt Behrens als „Vater der Moderne“, sein Atelier in Neubabelsberg wird zur Pilgerstätte für angehende Architekten: Walter Gropius, Ludwig Mies van der Rohe, Le Corbusier. Seine Verwaltungsbauten sind indes neuklassizistisch inspiriert und repräsentativ, wie etwa das Düsseldorfer Mannesmann-Haus (1911/12), das dennoch aufgrund seiner revolutionären inneren Disposition zu den modernsten Bürohäusern Europas zählt.
Nach dem Ersten Weltkrieg lehrt Peter Behrens 1921 an der Kunstakademie in Düsseldorf, darauf als Nachfolger von Otto Wagner an der Kunstakademie in Wien (1922-27). In Oberhausen baut er in dieser Zeit das auf stereometrischen Prinzipien beruhende Hauptlagerhaus der Gutehoffnungshütte (1921-25). Das expressionistische Verwaltungsgebäude der Hoechst AG in Frankfurt am Main (1919-24) wird als „Kathedrale des Lichts“ und Flucht aus den traumatischen Kriegserlebnissen gedeutet. Mit dem Terrassenhaus in der Weißenhof-Siedlung Stuttgart (1927), der Tabakfabrik in Linz/Österreich (1929-35) und den Hochhäusern am Alexanderplatz in Berlin (1930/31) nähert er sich der einfachen Formgebung seiner Schüler Gropius und Mies van der Rohe an.
Als Hans Poelzig 1936 in die Türkei emigriert, übernimmt Behrens die Leitung der Meisterschule an der Preußischen Akademie der Künste in Berlin. Wenig später stirbt er am 27. Februar 1940 im Alter von 71 Jahren.