Tannenstraße 2, 40476 Düsseldorf
1955/56
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Das 1955 bis 1956 erbaute Forschungsinstitut des Zementverbandes stammt aus der Zeit als Peter Neufert die kurzzeitig mit seinem Vater Ernst, Verfasser der seit 1936 bis heute erscheinenden Bauentwurfslehre, unter dem Namen "Neufert und Neufert" bestehende Zusammenarbeit beendete und unter seinem eigenen Namen ein Architekturbüro eröffnete.
Das Bauwerk wird derzeit saniert und einer neuen Nutzung zugeführt. Die Fassade des fünfgeschossigen Gebäudes besteht aus umlaufenden Fensterbändern mit Brüstungen aus Waschbetonfertigteilen. Die einzelnen, in einem nach oben auskragenden Winkel angebrachten Betonplatten der Brüstung sind hervorgehoben durch kissenförmige Reliefs, die die schräge Montageweise der Platten betonen und der Fassade den Rhythmus einer monotaktischen Reihung verleihen. Dagegen weisen die Fensterbänder selbst eine geschossweise gegeneinander versetzte Gliederung auf, die durch Stege aus Betonfertigteilen zwischen den Fenstern hervorgehoben wird, und trotz der Gleichmäßigkeit der Brüstungsbänder ein lebhaftes Fassadenbild entstehen lässt.
Obwohl die materielle Präsenz des Beton den Gesamteindruck des Bauwerks bestimmt, entsteht durch die weit zurückgezogene, bodenhoch verglaste Erdgeschosszone und die horizontale Gliederung der Fassade der Eindruck einer gewissen Leichtigkeit.
Dieser Eindruck wird durch das zweifach gefaltete, als dünnes Flächentragwerk konstruierte und von zwei V-förmigen Stützen getragene, weit auskragende Vordach gesteigert. Das Motiv dieser Stützen besaß durch seine Verwendung an dem damals bereits viel publizierten Entwurf Le Corbusiers für die erste Unité in Marseille große Popularität und wird aus heutiger Sicht als geradezu zeittypisch empfunden. Es wiederholt sich in Neuferts Entwurf im Erdgeschoß durch die im Schatten sichtbaren Stützen des Tragwerks und in der Überdachung des eingezogenen gläsernen Dachgeschosses.
Das Innere ist durch das großzügige Foyer und zeittypisch ausgestattete Treppenhäuser bestimmt. Der an der Innenarchitektur von Kinosälen der 1950er Jahre erinnernde Vortragssaal ist ebenso bemerkenswert wie die an der Ostseite befindliche maßwerkähnlich durchbrochene Wand aus Betonfertigteilen, deren teilweise mit Lüftungsflügeln versehene Öffnungen mit farbiger Verglasung die dahinterliegenden Sanitärräume belichten.
Der später in unmittelbarer Nachbarschaft errichtete Gebäudeflügel nimmt in vereinfachten Formen Motive des Forschungsinstituts auf ohne die Feinsinnigkeit der Gestaltung des Altbaus zu erreichen.
Autor*in: Prof. Dr. Thorsten Scheer
Zuletzt geändert am 21.10.2019
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Kategorien:
Architektur » Gewerbebauten » Verwaltungs-/Bürogebäude