Groß St. Martin 9, 50667 Köln
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1150 / 12. Jh. / 13. Jh.
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Die ehemalige Benediktiner-Klosterkirche und katholische Pfarrkirche Groß St. Martin prägt die Kölner Stadtsilhouette an der Rheinfront. Die staufische Gewölbebasilika mit ihren drei Schiffen ist im Osten mit einem Kleeblattchor versehen, der von einem quadratischen Vierungsturm mit vier Flankentürmen bekrönt ist. Dabei ist der Ostbau vor dem Vorbild byzantinischer Zentralbauten mit Mittelkuppel entstanden.
Als unmittelbarer Vorgänger ist auch die 1151 geweihte Doppelkapelle in Bonn-Schwarzrheindorf zu nennen, die als Vierkonchenanlage mit einem quadratischen Mittelturm entworfen wurde. Der Kleeblattförmige Grundriss in Verbindung mit einem Langhaus findet in Köln in St. Maria im Kapitol einen Vorgänger. Französische Einflüsse zeigt die Ausbildung eines echten Triforiums im Langhaus wie auch die frühgotischen Elemente der Wandgliederung und der Wölbung.
Den Vorgängerbau der Martinskirche bildet die von Erzbischof Bruno (regierte 953-65) unter Verwendung der Mauern eines römischen Speichergebäudes errichtete dreischiffige Pfeilerbasilika. Die römischen Lagerhallen sind auch für den heutigen Kirchenbau bestimmend, der diese teilweise als Fundament nutzt. Das von Bruno gegründete Kanonikerstift wurde im 11. Jahrhundert in eine Benediktinerabtei umgewandelt.
Ab 1150 wurde Groß St. Martin nach einem Brand zunächst als flach gedeckte Emporenbasilika mit einer Dreiturmgruppe im Westen und einem Kleeblattchor im Osten geplant. 1172 wurden die Ostteile geweiht. Nach einem weiteren Brand im Jahr 1185 änderte man die Pläne für den Kirchenbau: 1220-30 zog man Emporen über den bereits ausgeführten östlichen Seitenschiffsjochen ein und errichtete darüber die westlichen Flankentürme; der Vierungsturm und die östlichen Flankentürme wurden erhöht, das Langhaus nach Westen verlängert und die Turmgruppe im Westen aufgegeben.
Um 1225/40 wurde das Triforium eingebaut und das Mittelschiff mit Kreuzrippen gewölbt. Um 1250 errichtete man die Westvorhalle.
1660-69 und ab 1789 wurde das Innere neu ausgestattet und ausgemalt. Im Jahr 1803 wurde das Kloster aufgehoben und infolgedessen die Klostergebäude abgerissen. Im 19. Jahrhundert erfolgten verschiedene An- und Umbaumaßnahmen sowie Restaurierungen.
Nach schwerer Beschädigung im Zweiten Weltkrieg wurde Groß St. Martin zunächst unter der Leitung von H. Molis, ab 1961 unter J. Schürmann wiederaufgebaut und erst 1985 wiedereröffnet.
Die basilikal gestufte Westfassade macht die eindrucksvolle Höhe des Mittelschiffs deutlich. In der Mitte ist ein Giebelsturzportal eingelassen, dessen vordere Archivolte von steinernen Löwen in der Kämpferzone getragen wird. Über dem Portal öffnet sich die Fassade in einer gestaffelten Dreifenstergruppe.
An die quadratische Vierung des Trikonchos schließen an drei Seiten schmale, tonnengewölbte Joche an, die jeweils von einer Konche geschlossen werden. Der Etagenchor knüpft stilistisch an den von St. Gereon an. Das Kleeblatt wird von dem massiven Vierungsturm dominiert, dessen Flankentürme von einer quadratischen Form im Untergeschoss in eine achteckige in den oberen Geschossen überführt werden. Reiche Gliederung mit Blendbögen, Lisenen, Rundbogenfriesen und –fenstern sind hier zu finden. Hervorzuheben ist insbesondere die abschließende Zwerggalerie der zweigeschossigen Konchen.
Auch im Inneren sind die Konchen zweigeschossig aufgebaut. Dabei ist das obere Geschoss zweischalig ausgebildet und mit einem Arkadenlaufgang ausgestattet. Das östliche Joch des Mittelschiffs, welches an die Vierung anschließt, ist entsprechend den Chorjochen tonnengewölbt, so dass die zentralräumliche Wirkung des Inneren verstärkt wird.
Das vierjochige Langhaus wird über weit gespannten Rundbogenarkaden mit unterschiedlichen Stützen von einem stark gebusten Kreuzgratgewölbe überfangen. Der Obergaden ist mit einem umlaufenden, begehbaren Triforium versehen.
In der Bauplastik werden die unterschiedlichen Bauphasen der Martinskirche deutlich: Im Vierungsbereich und im Langhaus sind die Kapitellformen schlicht; im Trikonchos findet man unterschiedlich gestaltete Schuppen- und Blattkapitelle. Die frühgotischen Kapitelle des Obergadens sind mit Kelch-, Knospen- und Rankenformen verziert.
An der nördlichen Konche fügt sich die Sakristei an. Vom nördlichen Seitenschiff aus lässt sich die Unterkirche, eine moderne Werktagskirche (J. Schürmann) unter dem Kleeblattchor betreten.
Um 1200 wurde nach dem unmittelbaren Vorbild von Groß St. Martin der Ostbau von St. Aposteln in ausgewogeneren Maßverhältnissen errichtet.
Autor*in: Redaktion baukunst-nrw
Zuletzt geändert am 12.06.2023
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Kategorien:
Architektur » Öffentliche Gebäude » Sakralbauten