© Foto: Wolkenkratzer; Lizenz: CC BY-SA 3.0
© Foto: Kleefisch - Olga Sonntag: Villen am Bonner Rheinufer: 1819–1914, Bouvier, Bonn 1998, ISBN 3-416-02618-7, Band 3, Katalog (2), S. 29.; Lizenz: CC0
© Foto: Kleefisch - Olga Sonntag: Villen am Bonner Rheinufer: 1819–1914, Bouvier, Bonn 1998, ISBN 3-416-02618-7, Band 3, Katalog (2), S. 32.; Lizenz: CC0
Martin-Luther-King-Straße 8, 53175 Bonn
Legende für Merkmale
Objekt hat Auszeichnung
Objekt ist denkmalgeschützt
Objekt ist als Kulturdenkmal auf der Liste der UNESCO-Weltkulturerbe verzeichnet
Objekt wurde umgebaut, saniert oder erweitert
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1716 (Ursprungsbau) / 1892-96 (Umbau) / 1967-68 (Erweiterungsbauten)
Josef Kleefisch
(Umbau 19. Jh.)
Manfred Adams
(Erweiterungsbau)
Architekt Prof. Sep Ruf
(Erweiterungsbau)
Robert von Carstanjen
(Umbau 19. Jh.)
Wilhelm Adolf von Carstanjen
(Umbau 19. Jh.)
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Objektanzahl: 2510
53173 Bonn
Entfernung: 1.21 km
53175 Bonn
Entfernung: 1.64 km
53227 Bonn
Entfernung: 1.69 km
47057 Duisburg
53113 Bonn
53177 Bonn
Bei dem Haus Carstanjen handelt es sich um einen Villenkomplex aus dem 19. Jahrhundert, dessen Ursprünge jedoch auf einen mittelalterlichen Hof der Abtei Heisterbach zurückgehen. Das Gebäude befindet sich in Plittersdorf, einem Ortsteil des Bonner Stadtbezirks Bad Godesberg.
1197 erwarb ein gewisser Andreas von Speier, für die Abtei Heisterbach ein Anwesen, welches er dieser zum Geschenk machte. Bewirtschaftet wurde die damals Auerhof genannte Anlage wahrscheinlich von den Mönchen der Abtei Heisterbach oder von angestellten Tagelöhnern. Im 14. Jahrhundert erfolgte die Verpachtung des Hofs, der über sich über die Jahrhunderte rasch ausdehnte. 1716 erfolgte der Bau des zweigeschossigen alten Hauses mit zehn Achsen.
In Folge eines verheerenden Brandes im Jahr 1784 brannte ein Großteil des Hofes nieder und auch das Herrenhaus wurde beschädigt. Dieses wurde wohl im Anschluss wiederhergestellt. Mit der Säkularisation im Jahr 1802 wurde der Auerhof zusammen mit weiteren Höfen an Napoleons Bruder verpachtet und ging schließlich nach dem Rückzug der Franzosen zunächst in den Besitz des Preußischen Staates über.
1807 erwarb der Bankier Abraham Schaaffhausen den Auerhhof und nach dessen Tod 1824 erbte seine Tochter Sybille zusammen mit Ihrem Ehemann Joseph Ludwig Mertens das Anwesen. Die Familie Schaafhausen bewegte sich in erlesenen gesellschaftlichen Kreisen, sodass sich im Auerhof einige der bedeutenden Persönlichkeiten der damaligen Zeit zum Besuch versammelten, darunter Anette von Droste-Hülshoff oder auch Adele Schopenhauer. Darüber hinaus bot das gegenüber des Siegengebirges am Rhein gelegene Anwesen eine ideale Kulisse für die von der Romantik geprägte Epoche. Südlich des Auerhofs ließ das Ehepaar einen 14 Morgen umfassenden Park anlegen, der bis heute Bestand hat.
Nachdem Sibylle Mertens-Schaaffhausen Deutschland aus gesundheitlichen Gründen verlassen hatte, wurde der Auerhof an Barthold Suermondt aus Aachen veräußert, der zusätzlich auch den benachbarten Hof erwarb und so das Areal auf 500 Morgen vergrößerte. 1882 gelangte der Auerhof in den Besitz seines heutigen Namensgebers, den Kölner Bankier Adolf von Carstanjen, der diesem zunächst als Sommersitz dienen sollte. Carstanjen, der 1881 geadelt wurde, verfügte zudem über eine beeindruckende Gemäldesammlung, die sich heute im Kölner Wallraf-Richartz Museum befindet. Zusammen mit seinen Sohn Robert veranlasste er den grundlegenden Umbau des Hofes zu seiner heutigen Gestalt. Den Beginn der Arbeiten markierte 1892 ein neugotischer Erweiterungsbau nach Plänen von August Hartel und Skjøld Neckelmann. Darauf folgten von 1895 bis 1896 weitere Anbauten nach Entwurf von Johannes Baptist Kleefisch, bei denen es sich um einen Saalanbau und einen Küchenanbau handelte. Zudem wurde der rheinseitige Flügel der Anlage überformt und ab 1906 das alte Wohnhaus aufgestockt. 1940 verstarb Robert Carstanjen und die Anlage wurde an den Reichsfiskus verkauft. Sie diente anschließend als Heeres-Lehrer-Akademie bis sie mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs von den Amerikanern beschlagnahmt wurde.
Mit der Ernennung von Bonn zur Bundeshauptstadt siedelte sich im Haus Carstanjen 1950 das Bundesministerium für Angelegenheiten des Marshallplanes an. Anschließend zog hier das Bundesschatzministerium ein, welches ab 1967 einen vierteiligen Anbau nach einem Entwurf von Manfred Adams (Mitglied der Planungsgruppe der Bundesbaudirektion, der späteren Planungsgruppe Stieldorf) und unter künstlerischer Beratung von Sep Ruf erhielt. Ab 1996 beherbergte das Gebäude mehrere UN-Organisiationen, die jedoch 2006 in den Langen Eugen zogen. Seit 2016 befindet sich in Haus Carstanjen das Wissenszentrum für nachhaltige Entwicklung der in Turin ansässigen Fortbildungsakademie des Systems der Vereinten Nationen.
Die Anlage von Haus Carstanjen umfasst das historische Gebäude im Nordosten, die Erweiterungsbauten der 1960er Jahre im Südwesten und den ausgedehnten Park im Süden.
An den L-förmigen Baukörper des Altbaus schließen sich im Norden ein Rundturm, im Südosten der Saalanbau mit einem weiteren Turm und im Südwesten der Küchenanbau an. Die Fassade des dreigeschossigen Komplexes wird durch Kreuzstockfenster gegliedert.
Bei den insgesamt vier in Stahlbetonskelettbauweise ausgeführten Erweiterungsbauten handelt es sich um zwei hintereinander angeordnete, dreigeschossige Bürogebäude in längsrechteckiger Form, ein siebengeschossiges, im Grundriss quadratisches Hochhaus sowie einen Flachbau, der als Kantine dient. Letzterer ist durch gedeckte Wandelgänge sowohl an das Hochhaus, als auch an den Altbau angebunden.
In dem zum Anwesen gehörenden Park befindet sich zudem das Mausoleum der Familie Carstanjen. Der tempelartige Rundbau aus dem Jahr 1889 wurde – wie der neugotische Erweiterungsbau der Villa – nach Entwürfen von August Hartel und Skjøld Neckelmann errichtet. Auch Johannes Kleefisch war an der Ausführung des Baus beteiligt. 2007 wurde die ursprüngliche Familiengruft zur öffentlichen Urnengrabstätte umgewidmet.
Autor*in: Redaktion baukunst-nrw
Zuletzt geändert am 27.05.2020
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