Landhaus Ilse

Erzweg 3, 57299 Burbach

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denkmalgeschütztes Objekt

1924

Moderne

Architekt Walter Gropius Adolf Meyer Walter March Georg Muche

Willi Grobleben

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Landhaus Ilse

Das Landhaus Ilse mag dem vorübergehenden Betrachter zunächst nicht als typisches Gebäude der 1920er Jahre auffallen. Sein gelber Anstrich, die Lage auf einer Anhöhe, die Laterne, die dem quadratischen Haupthaus mittig aufgesetzt ist und an ihren Ecken von vier Kaminen bekrönt wird, mögen zunächst auch mediterrane Assoziationen wecken. Das hohe, graue Sockelgeschoss und die balkonartigen Austritte an zwei Seiten wirken in ihrer Ausführung typisch für ein Haus in ländlicher Lage, mit ausreichend Schutz vor der Witterung beim Betreten und Verlassen des Hauses. Und doch ist dieses Gebäude im Siegerland eines der wenigen Beispiele seiner Zeit, dem tatsächlich ein direkter Bezug zum Bauhaus nachgewiesen werden kann. Schließlich handelt es sich beim Landhaus Ilse nicht um irgendein Gebäude, sondern um eine Kopie vom "Haus am Horn", das in Weimar nur ein Jahr zuvor unter der Federführung bedeutender Bauhäusler wie Georg Muche und Adolf Meyer konzipiert und gebaut wurde. Kopie? Abgekupfert? Mitnichten! Vielmehr verfolgte das Original genau dieses Ziel, nämlich, ein Muster zu sein, das durch den Verkauf von Planmaterial an einem beliebigen Ort nachgebaut werden sollte. Diese Idee spiegelt einen Kern der damaligen Bauhaus-Vision wider: die Verbreitung und auf serielle Fertigung angelegte Kunst und Architektur, die nicht mehr nur der oberen Einkommensschicht zugänglich, sondern für jedermann erschwinglich sein sollte. In Zeiten wirtschaftlicher Turbulenzen blieb dies ein frommer Wunsch und gerade in der Architektur waren entsprechende finanzielle Mittel weiterhin eine Voraussetzung für die Erfüllung von Wohnträumen. Denn obwohl vom „Schnittmuster“ für das Haus am Horn immerhin um die dreißig Exemplare verkauft wurden, ist das Landhaus Ilse das einzige, dessen Existenz bislang nachgewiesen werden konnte. Ebenso konnte inzwischen belegt werden, dass Georg Muche das "Burbacher Haus am Horn" kannte.

Errichtet wurde es für den Direktor der "Westerwald Brüche AG" aus Bonn, Willi Gustav Adolf Grobleben. In direkter Nachbarschaft ließ er später Heilerde abbauen und lässt sich damit in einen medizinisch-reformerischen Kontext einordnen. Der Bauherr benannte das Haus nach seiner Tochter Ilse, die nach seinem Tod 1967 selber noch bis zum Jahr 2000 hier lebte. Durch die lange familiäre Nutzung sind viele originale Ausstattungsstücke erhalten geblieben.

Obwohl es sich um eine „Kopie“ handelt, weicht das Landhaus Ilse in einigen Bereichen von seiner Vorlage ab. Dafür ist der Bauherr, Grobleben, wohl selbst verantwortlich gewesen, da er zugleich der Bauleiter seines Hauses war. Schließlich diente das Landhaus Ilse trotz aller familiären Bezüge auch als klassisches Wohnen am Werk mit den zugehörigen repräsentativen Funktionen – so lag im hohen Sockel die von Dienstpersonal betriebene Küche, die es beim Haus am Horn nicht gab.

Ein wichtiger Unterschied zum Musterhaus am Horn in Weimar sind die geneigten Dächer. War es doch ein wesentliches Merkmal der neuen Architekturströmung der 20er Jahre, Flachdächer zu verwenden! Auch die Aufteilung der Innenräume folgt prinzipiell, aber nicht exakt dem Muster aus Weimar. So verkleinerte Grobleben für seine Burbacher Version die Maße des im Zentrum des Grundrisses liegenden Wohnzimmers. Die übrigen Räume, die sich um diesen Raum herumlegen, vergrößerte er hingegen, sodass insgesamt ein ausgewogeneres Verhältnis zwischen den einzelnen Zimmern erreicht wurde. Zudem hob er hier und da Innenwände auf, um Räume zu vergrößern, die im Musterhaus am Horn in der Tat recht klein ausfallen. Doch trotz einiger Unterschiede zwischen den beiden Gebäuden ist ihre Verwandtschaft offensichtlich. Grobleben weicht für seine Version vom ursprünglichen Plan nur punktuell ab, die Idee des Hauses behält er bei.

Auf diese Weise ist es gelungen das Bauhaus-Ideal nach Burbach zu bringen, wo es heute wieder zu erleben ist.

Autor*in: Dr. Viviane Taubert, Dr. Stephan Strauß (Strauß Fischer Historische Bauwerke, Krefeld/Bremen), im Auftrag der LWL-DLBW
Zuletzt geändert am 22.12.2023

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Kategorien:
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