Wallburgstraße 25, 42857 Remscheid
1925–1927
Städtisches Hochbauamt Remscheid
Ludwig Lemmer
(Beigeordneter)
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Objektanzahl: 2516
42857 Remscheid
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Man findet sie nicht im Architekturführer. Auch nicht in den vielen populären Stadionbüchern oder gar in der Denkmalliste. Wohl kaum jemand – außer den Fans des VfB Marathon Remscheid oder der Footballer von Remscheid Amboss, die im Stadion Reinshagen ihre Spiele austragen – würde heute noch auf diese Tribüne aufmerksam, gäbe es nicht dieses eine Foto des berühmten Architekturfotografen Hugo Schmölz, der sie 1927, kurz nach ihrer Errichtung, aufgenommen hat. Wie ein überzeitliches Monument steht die Tribüne hier im Licht. Und das Dach scheint über den nach hinten ansteigenden Sitzreihen fast zu schweben, getragen nur von den wenigen dünnen Stützen des Betonskeletts. Denn Rück- und Seitenwände sind fast vollständig in einer Verglasung aufgelöst, nur das regelmäßige, ganz feine Rechteckmuster der Sprossen setzt einen eigenen Akzent in diesem Lichtband. Nach vorne steigt das Dach sogar noch einmal leicht an und wird dünner, wird nun vollends zum Flugdach, um möglichst viel Licht nach innen, zu den Zuschauern zu holen.
Das Grundmuster dieser Tribüne ist eigentlich immer noch vertraut; es wurde bis weit in die 1950er Jahre hinein bei vielen kleinen und mittelgroßen Stadien verwendet. Oft sind es Holzkonstruktionen, zumindest beim Dach, während die ansteigenden Sitzreihen eher schon betoniert wurden. Aber genau besehen sind originale Stadiontribünen aus den 1920er Jahren oder sogar noch aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg inzwischen sehr rar geworden, selbst wenn man die Tribünen der Pferderennbahnen in Köln, Krefeld und Düsseldorf hinzunimmt. Überhaupt gingen Rennbahnen für Pferde und später Fahrräder den Kampfbahnen und Fußballstadien voraus; der Fußball löste die Radrennen als Publikumsattraktion erst im Laufe der 1920er Jahre ab.
Sportanlagen wie Stadien, Kampfbahnen, Rennbahnen, Bäder und andere waren eine große Bauaufgabe der modernen Gesellschaft in der Weimarer Republik, als Orte der sozialen Daseinsvorsorge, aber nicht zuletzt auch, weil sich der Sport spürbar kommerzialisierte und zum Massenphänomen wurde. So war es nicht untypisch, dass Remscheids dynamischer Technischer Beigeordneter Ludwig Lemmer in seinem 1926 erschienenen Buch „Remscheid – Ein Beitrag zum Gestaltungsproblem einer Industriestadt“ Anlage und Ausbau von Sportplätzen als wichtigen Teil der Stadtentwicklungspolitik und insbesondere der Gründflächenpolitik beschrieb. Unter den damals fertig gestellten zehn Sportplätzen nahm die neue „städtische Kampfbahn“ zunächst die herausragende Stellung ein. Etwa gleichzeitig fertig geworden ist aber auch eine Kampfbahn im damals noch selbstständigen Lennep, das als Wilhelm-Röntgen-Stadion später das Hauptstadion der 1929 vereinigten Großstadt wurde, während das Stadion im Ortsteil Reinshagen ein wenig in den Dornröschenschlaf fiel.
Autor*in: Birgit Gropp
Zuletzt geändert am 18.10.2023
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Architektur » Öffentliche Gebäude » Sportbauten
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