Im Park 2, 8; Uferstraße 11; Walter-Rathenau-Straße 27, 29, 50996 Köln
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Objekt hat Auszeichnung
Objekt ist denkmalgeschützt
Objekt ist als Kulturdenkmal auf der Liste der UNESCO-Weltkulturerbe verzeichnet
Objekt wurde umgebaut, saniert oder erweitert
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1928–1934
Hans Schumacher
(Architekt: (Im Park 2, 6, 8, Walter-Rathenau-Straße 29)
Architekt Theodor Merrill
(Uferstraße 11)
Architekt Josef Op Gen Oorth
(Walter-Rathenau-Straße 27)
Richard Seewald
(Uferstraße 11)
Heinrich Hussmann
(Im Park 2)
Clemens Hillebrandt
(Walter-Rathenau-Straße 27)
Otto Loosen (Im Park 8)
Eugen Rosenberg (Walter-Rathenau-Straße 29)
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Objektanzahl: 2525
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51373 Leverkusen
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Im Auftrag von kulturaffinen Bauherren, die über gemeinsame Bekannte miteinander verbunden waren, Kunst sammelten oder selbst künstlerisch tätig waren, schufen Theodor Merrill, Josef Op Gen Oorth und Hans Schumacher innerhalb von wenigen Jahren ein Ensemble von sechs Einfamilienhäusern, die sich durch typische Elemente des Internationalen Stils auszeichnen: flach gedeckte, weiß verputzte und reichlich durchfensterte, gestaffelte Kuben mit Terrassen und Balkonen, die Innenraum und umgebende Natur miteinander verschränkten. Die Lage in einemalten Parkgelände mit historischem Baumbestand und in unmittelbarer Nähe zum Rhein war schon zur Erbauungszeit exquisit.
Den Anfang machte das 1928 bis 1929 errichtete Haus des Malers und Schriftstellers Richard Seewald, der vier Jahre vorher als Professor für Malerei und Wandbild an die Kölner Kunstgewerbe- und Handwerkerschule berufen worden war und bald zu einer wichtigen Figur in Kölns Kulturleben werden sollte. Die Schule, an der er unterrichtete, wurde 1926 auf Betreiben des damaligen Kölner Oberbürgermeisters Konrad Adenauer in „Kölner Werkschulen“ umbenannt. Hier sollte, ähnlich wie es u. a. am Dessauer Bauhaus geschah, die Zusammenarbeit der Gestaltenden mit der Industrie besonders gefördert werden. Die Ideen des Künstlers Seewald für sein eigenes Wohnhaus setzte der Architekt Theodor Merrill, der für seine gemäßigt modernen Landhäuser bekannt war, in der Villa Uferstraße 11 kongenial um. Von der Halle, die in ein offenes Speisezimmer überging, führte eine breite Marmortreppe in das Obergeschoss, das einen zehn Meter langen Wohnraum aufnahm. Dieser öffnete sich auf eine große Dachterrasse mit Rheinblick. Aufgrund des politischen Klimas in Köln, das sich u. a. durch die zunehmenden Anfeindungen gegen Adenauer manifestierte, kündigte Seewald 1931 seine Stellung und verkaufte das Haus, um in die Schweiz zu ziehen.
Eine solche Dachterrasse hatte selbstredend auch das Haus von Clemens Hillebrandt, Fabrikbesitzer und Inhaber einer „Landeserzeugnis-Großhandlung“. Er beauftragte den Cousin seiner Frau, Josef Op Gen Oorth, 1930 mit dem Entwurf eines Einfamilienhauses, das etwas zurückgesetzt vom Rheinufer in der Walter-Rathenau-Straße 27 liegt. Das zweite Wohngeschoss tritt gegenüber dem ersten weit zurück, sodass ein umlaufender Dachgarten angelegt werden konnte. Heute besticht der Bau mit den großflächigen, zum Garten gerundeten Fensterflächen des Wohnraums durch seinen bemerkenswert originalen Zustand.
Hans Schumacher, der Architekt der vier weiteren Wohnhäuser des Villenensembles, ist, neben H. Walter Reitz, ein Hauptinterpret von Le Corbusiers Manifest „Fünf Punkte zu einer neuen Architektur“ im Rheinland. Auf Pfosten stehend, mit in die Kubatur der Häuser eingebundenen Dachgärten, weitgehend freier Grundriss- und Fassadengestaltung sowie horizontalen Fensterbändern nehmen die Villen Rosenberg (1929–1930), Hussmann (1930) und Loosen (1931–1932) deutlich auf Le Corbusiers Doppelhaus in der Stuttgarter Weißenhofsiedlung Bezug. Am Haus des Grafikers und Leiters der Grafikabteilung an den Kölner Werkschulen, Heinrich Hussmann, lassen sich die Parallelen besonders deutlich nachvollziehen: Es handelt sich um einen flach gedeckten, verputzten Stahlskelettbau mit breiten Fensterbändern, einem teils überdachten Dachgarten und rund vorspringendem Treppenhaus, das – wie Le Corbusiers Villa in Vaucresson – im Übergang zum Hauptbau von hochrechteckigen Fensterbändern belichtet wird. Eine Folge des schmalen Baugrundstücks ist die Schichtung des Wohnraums auf vier Etagen. Im Untergeschoss befinden sich Garage, Heizung und Waschküche und im ersten Obergeschoss neben dem Speisezimmer mit Balkon nur noch das Mädchen- und das Gästezimmer. Die eigentlichen Wohnräume der Hausherren liegen im zweiten Obergeschoss und dem vollflächig darüber angelegten Dachgarten mit Pergola. Die Pfosten, die Le Corbusier anstelle von Fundamenten einsetzte, um die Wohnräume anzuheben und der Feuchtigkeit des Bodens zu entziehen sowie um den Baugrund als Teil des Gartens zu erhalten, werden bei Schumacher aufgrund der Lage im Überschwemmungsgebiet des Rheins geradewegs zu einer Notwendigkeit des Hochwasserschutzes.
Das auffälligste Haus des Ensembles dürfte das des Kaufmanns und Besitzers einer Druckwalzenfabrik Otto Loosen sein. Hier wird der Baugrund in ganzer Tiefe genutzt, und die Villa scheint mit den gestaffelten, teils gerundeten Aufbauten und der wie ein halber Schiffsbug geformten Terrasse samt Reling bereit für eine Fahrt auf dem Rhein. Die Kritik der Fanatiker zog in der Zeit des Nationalsozialismus jedoch besonders das Haus Eugen Rosenbergs auf sich. Der jüdische Jurist war leidenschaftlicher Kunstsammler, stellvertretender Schriftführer im Verein der Freunde des Wallraf-Richartz-Museums und Mitglied im Kölner Alpenverein. In der Zeitschrift „Deutsche Bauhütte“ wurde sein Haus 1934 unter der Rubrik „Irrwege der neuen Baukunst“ als dysfunktionaler, snobistischer Luxus verunglimpft, der angeberisch die Kenntnis Le Corbusiers herausstelle. Die Wohnräume wurden im März 1933 von der SS demoliert, Sammlungsgegenstände gestohlen und Rosenberg, der seinen Beruf nicht mehr ausüben durfte, wurde vorübergehend in „Schutzhaft“ genommen. 1934 flüchtete er mit seiner Tochter nach Palästina, wo er 1937 im Alter von 60 Jahren starb.
Als letzter in der Reihe ließ Julius Nacken, der Voreigentümer des gesamten Geländes, 1933 bis 1934 sein Haus an der Stelle der kurz zuvor abgerissenen Villa von Johann Abraham Nierstras Im Park 6 errichten. Das Haus von 1832/1833, das bei einem Hochwasser stark beschädigt worden war, hatte den ursprünglichen Kern der Bebauung des Areals gebildet. Ob aus Respekt für den Vorgängerbau oder aus Rücksicht auf die neuen Machtverhältnisse: Der Bauherr wies Schumachers ersten Entwurf im avantgardistischen Stil der übrigen Häuser zurück, um einen konservativeren Bau zu verwirklichen. Vor allem die Klappläden an den aufrechten Einzelfenstern fallen als traditionell auf. Ein Flachdach hatte das Haus trotzdem. Als einziges Haus des Ensembles im Zweiten Weltkrieg beschädigt, wurde es 2001 abgerissen, um zwei neuen Wohnhausbauten im Bauhausstil Platz zu machen.
Autor*in: Birgit Gropp
Zuletzt geändert am 02.10.2020
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Kategorien:
Architektur » Wohnbauten » Ein-/Zweifamilienhäuser