Schwerte, Rathausstraße 11, Straßen- und Seitenfassade

Schwerte, Rathausstraße 11, Straßenfassade

Schwerte, Rathausstraße 11, Seitenfassade

Schwerte, Rathausstraße 11, Eingangstür und Fenster

Schwerte, Rathausstraße 11, Detail der Seitenfassade und Fenster in

Wohn- u. Geschäftshaus Dr. Möller

Rathausstraße 11, 58239 Schwerte

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denkmalgeschütztes Objekt

1932

Moderne

Carl H. J. Schmitz

Fritz Möller

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Carl H. J. Schmitz

Wohn- u. Geschäftshaus Dr. Möller

Über das Wohn- und Geschäftshaus für den Arzt Fritz Möller ist wenig bekannt, nämlich nur, dass es als Einfamilienhaus mit Arztpraxis im Erdgeschoss erbaut wurde. Anfang der 1930er Jahre wurde es vom Schwerter Architekten Carl H. J. Schmitz gebaut. Über ihn wissen wir dank der Aufzeichnungen seiner Tochter schon deutlich mehr. Geboren in Mönchengladbach kam Schmitz nach dem Architekturstudium in Köln schließlich nach Schwerte. Hier gewann er mit nur 27 Jahren den Wettbewerb für das Rathaus, das bis heute ein Wahrzeichen der Stadt ist. Schmitz war Zeit seines Lebens ein überaus fleißiger Architekt. Nichts überließ er dem Zufall, seine Entwürfe reagierten immer auf das Umfeld, in denen sie realisiert werden sollten. Allein durch Schicksalsschläge im Zweiten Weltkrieg kam sein Tatendrang zum Erliegen. Inspiriert vom Wiederaufbau der Nachkriegszeit kehrte er zurück an den Zeichentisch. Ein ehemaliger Weggefährte, der Technische Beigeordnete der Stadt Schwerte, erinnert sich an Schmitz’ unermüdliche Schaffenskraft und an sein umfassendes Talent, das ihn nicht nur Architekt, sondern auch Gartenbaumeister, Stadtplaner, Hoch- und Tiefbauingenieur sein ließ. Auch künstlerisch war Schmitz versiert und verband diese Fähigkeit mit der Gestaltung seiner Häuser, etwa in figürlichen Darstellungen in Eisengittern an Fenstern und Türen.

Das Haus in der Rathausstraße ist ein Endhaus, das eine kleine Häuserzeile abschließt. Auf drei Geschossen zeigt Schmitz Elemente des Neuen Bauens: Besonders dominant sind die beiden Eckfenster im ersten und zweiten Obergeschoss, deren horizontale Aufteilung die Senkrechte der Ecke ausgleicht. Dem gegenüber setzt Schmitz auf der Straßenfassade des Hauses zwei breite Fenster mit engen senkrechten Streben. Auf der Mitte der Stirnseite wiederum gliedern hervortretende Querstreben die Treppenhausverglasung. Auf zwei Gebäudeseiten gelingt es Schmitz also drei verschiedene Fenstergestaltungen unterzubringen, ohne ein Formendurcheinander zu schaffen. Besonders kunstvoll hat Schmitz die Eingangstür gestaltet. In einem Fischgrätmuster setzt er wulstige Viertelstäbe gegeneinander, sodass die ganze Tür in Bewegung zu sein scheint. Im oberen Drittel der Tür steht ein schmales senkrechtes Fenster, das von einem filigranen Gitter geschützt wird. Dieses Gitter wiederholt sich in wesentlich größerem Format über dem Türsturz in der Vergitterung eines Oberlichts, das wiederum eine farbige Bleiverglasung zeigt. Der Formenreichtum allein auf solch kleinem Raum demonstriert Schmitz’ Sinn für die Komposition von Form und Farbe. Er schafft dadurch Objekte, die die Sinne reizen und angefasst werden wollen. Denn wer könnte widerstehen, mit der Hand über die gerippte Oberflächenstruktur der hölzernen Türverkleidung zu streichen?

Die Gartenfassade des Hauses baut Schmitz im Gegensatz zur Straßenseite symmetrisch auf. In jedem Geschoss dominieren und definieren Fensterflächen die Wandgestaltung. Im Erdgeschoss tritt in der Mitte ein Erker hervor, dessen Dach im ersten Obergeschoss als Terrasse genutzt wird. Den schmal unterteilten Fensterbändern entsprechen im darüber liegenden Geschoss drei quadratische Fenster, die ebenfalls senkrecht unterteilt sind. Ein Walmdach passt sich den Dächern der Nachbarhäuser an. Ein Flachdach hätte den Gestaltungsideen des Neuen Bauens gewiss eher entsprochen. Doch Schmitz verstand es, Häuser in einen bestehenden Kontext einzugliedern und ihnen gleichzeitig eine eigene Formensprache zu geben. Auf diese Weise ist das Haus in der Rathausstraße ein schönes Beispiel für das Neue Bauen Schmitz’scher Prägung, die in Schwerte vielfach vertreten ist.

Autor*in: Dr. Viviane Taubert, Dr. Stephan Strauß (Strauß Fischer Historische Bauwerke, Krefeld/Bremen), im Auftrag der LWL-DLBW
Zuletzt geändert am 22.04.2020

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