© LWL-DLBW - Dipl. Foto-Designerin Greta Schüttemeyer, Münster
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Trift 10, 59757 Arnsberg
Legende für Merkmale
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1929
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Objektanzahl: 2516
59755 Arnsberg
Entfernung: 0.85 km
59757 Arnsberg
Entfernung: 3.92 km
59757 Arnsberg
Entfernung: 4.58 km
Das Wohnhaus der Familie Siebenkotten im Arnsberger Stadtteil Neheim ist ein kleines Schmuckstück der Architektur der 1920er Jahre. Architekt war der Regierungsbaumeister C.A. Wiechen. Klaus Siebenkotten (sen.) hatte das Haus mutmaßlich für seine wachsende Familie in Auftrag gegeben, da im Jahr 1928 sein Sohn geboren war. Dementsprechend verfügt das Haus im Grundriss über eine klassische Aufteilung von Wohn- und Küchenräumen im Erdgeschoss und den Schlafräumen in den beiden oberen Geschossen. Im Dachgeschoss befand sich zudem das Zimmer für das Haus- oder Kindermädchen.Von außen ist das Haus weniger konventionell. Es besteht aus zwei rechteckigen Gebäudeteilen, die etwas versetzt aneinander gefügt sind. Dadurch entsteht zwischen Eingang und Wohnraum eine Nische, die sich gespiegelt auf der Rückseite des Hauses wiederholt. Dort liegt eine Terrasse, die den Übergang zum Garten schafft. Das Haus ruht auf einem Sockelgeschoss, in dem die Kellerräume untergebracht sind. Dadurch wirkt das Haus wesentlich schlanker und höher als die zwei Hauptgeschosse erwarten lassen.
Markant ist vor allem der Eingangstrakt, dessen Treppenhaus zur Straßenseite hin eine gerundete Ecke aufweist. Ein schmales senkrechtes Fensterband läuft hier über alle Geschosse vom Keller bis zum Dach. Die heutigen Glasbausteine sind eine fantasielose Neugestaltung einer einstmals kunstvolleren Verglasung, die womöglich sogar farbige Elemente aufwies. Die Eingangstür mit einem Fenster in stilisierter P-Form war ebenfalls kunstvoll gestaltet. Ebenso extravagant muten drei rhombenförmige Fenster an, die im Eingangstrakt besonders ins Auge fallen. Ihre Seitenlinien sind leicht zur Mitte hin gebogen. Zwei dieser Fenster befinden sich über der Eingangstür im Obergeschoss und im Dachgeschoss. Hinter dem oberen Fenster liegt das Mädchenzimmer. Ein weiteres Rhombenfenster liegt über Eck und belichtet zusätzlich den Treppenaufgang ins Dachgeschoss.
Eindeutige Merkmale der Architektur der 1920er Jahre finden sich auch in der Gestaltung der übrigen Fenster. Im Erdgeschoss zur Straße hin und im Dachgeschoss auf der Gartenseite hat sich der Architekt für Eckfenster entschieden, die die Hausecke auflösen. Wiechen erzielte durch die Platzierung der Fenster eine effektvolle Rhythmisierung der Fassaden. So verzichtet er im Obergeschoss auf der Straßenseite auf eine bloße Wiederholung des Eckfensters aus dem Erdgeschoss. Stattdessen setzt er das Fenster versetzt zum Untergeschoss ein, und betont die Fläche von dort bis zur Hausecke mit einer horizontalen Gliederung aus Klinkersteinen. Später wurde diese Anordnung bedauerlicherweise verändert indem das Fenster im Erdgeschoss verdoppelt wurde. Dabei hatte die freie Wandfläche zwischen Eingang und Fenster eine besondere Aufgabe, die typisch war für ihre Zeit: es sollte die Wand als Fläche betont werden. Dadurch wurde zugleich Aufmerksamkeit auf das Fallrohr gelenkt, das ein beliebtes Gliederungselement im Neuen Bauen war. Ebenso beliebt war die Anlage einer Dachterrasse, für die sich die Flachdächer der Moderne hervorragend eigneten. Womöglich wurde sie im Haus Siebenkotten aber erst zu einem späteren Zeitpunkt wirklich genutzt, da bauzeitliche Fotos keine Geländer erkennen lassen, obschon sie auf den Bauplänen eingezeichnet waren. Flachdächer genossen in den kommunalen Bauverwaltungen aber ohnehin einen zweifelhaften Ruf. Vielerorts wurden Genehmigungen für Dachterrassen nicht oder nur nach langen Auseinandersetzungen genehmigt. Die Nutzung als Dachterrasse für womöglich so anrüchige weil hedonistische Tätigkeiten wie das Sonnenbaden waren für kleine Gemeinden oft ein Schritt zu viel – vielleicht auch im katholischen Neheim! Und heute ist es ein Glücksfall für Arnsberg, dass es mit dem Haus Siebenkotten ein Beispiel des Neuen Bauens vorweisen kann, dessen Charme und kunstvoller Gestaltung weder Krieg noch Umbauten etwas anhaben konnten.
Autor*in: Dr. Viviane Taubert, Dr. Stephan Strauß (Strauß Fischer Historische Bauwerke, Krefeld/Bremen), im Auftrag der LWL-DLBW
Zuletzt geändert am 20.04.2020
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