© LWL-DLBW - Dipl. Foto-Designerin Greta Schüttemeyer, Münster
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Heinrichstraße, Leopoldstraße, Albrechtstraße, Dorotheenstraße, 58089 Hagen
Legende für Merkmale
Objekt hat Auszeichnung
Objekt ist denkmalgeschützt
Objekt ist als Kulturdenkmal auf der Liste der UNESCO-Weltkulturerbe verzeichnet
Objekt wurde umgebaut, saniert oder erweitert
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1926-28
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Objektanzahl: 2516
58135 Hagen
Entfernung: 0.77 km
58095 Hagen
Entfernung: 1.22 km
58095 Hagen
Entfernung: 1.66 km
Beim Gang durch die Hagener Cuno-Siedlung gerät man unwillkürlich ins Schwärmen: Ach, wie wunderschön das alles aussieht! Die Siedlung besteht aus vier Riegeln, die in Hanglage gestaffelt hintereinander liegen. Zu beiden Seiten und in der Mitte der Riegel verlaufen Verbindungswege, von denen der mittlere durch breite Torbögen gerahmte Ausblicke auf die tieferliegenden Siedlungsteile und die Stadt Hagen freigibt. Die zwei- bis viergeschossigen Gebäude haben abwechselnd verklinkerte und ochsenblutrot verputzte Wände. Markant sind die Treppenhausfenster aus Glasbausteinen, die zu Bauzeiten noch eher im Industriebau verwendet wurden. Zum Ausgleich der steilen Hanglage vermitteln Mauern aus Bruchstein zwischen den einzelnen Grünflächen. Dadurch ergeben sich zuweilen an englische Gartengestaltungen erinnernde Anblicke. Manche Eingänge liegen in einem baulich vortretenden Wandteil, dessen Ecken mit gezähnt überlagerten Ziegelsteinen betont werden. Immer wieder begegnet man kleinen Darstellungen von Tieren neben und über den Eingängen der Häuser, die der Künstler Hans Dorn gefertigt hat. Entlang des Mittelwegs zieren Figuren mit Musikinstrumenten von Karel Niestrath die abgerundeten Gebäudeecken. Über den spitz zulaufenden Torbögen befinden sich weitere Figuren, eine davon ist deutlich als Maria mit dem Jesuskind zu erkennen.
Hier zu leben, in einem der roten Häuser mit den netten Tier-Reliefs neben den Eingängen und den Musikanten-Figuren an den Gebäudeecken, der Blick durch die spitzen Torbögen auf die Stadt hinunter, die breiten Rasenflächen zwischen den Häusern... man kann sich gut vorstellen, dass diese Siedlung für die 121 Parteien, die in den Neubauten wohnen konnten, ein Wohntraum gewesen sein muss. Tatsächlich sah die Realität für Geringverdienende in den Industriestädten zu Beginn des 20. Jahrhunderts häufig ganz anders aus: mit Mietskasernen nach Berliner Vorbild entstand in den wachsenden Kommunen ab dem späten 19. Jahrhundert neuer Wohnraum. Doch was für uns heute begehrte Altbauwohnungen sind, waren damals zumeist zugige Wohnungen für kinderreiche Familien, mit engen Hinterhöfen und wenig Lichteinfall in den Zimmern. Toiletten gab es häufig nur im Treppenhaus, und mussten von bis zu vier Wohnparteien geteilt werden. Gebadet wurde in Zinkbütten, die im Hof oder in der Küche aufgestellt wurden. Kurzum, ein Wohntraum war das meist nicht.
Mit der Planung der nach dem Oberbürgermeister benannten Cuno-Siedlung durch das Hagener Stadtbauamt unter der Leitung von Ewald Figge sollte all das bald der Vergangenheit angehören. Als besonders fortschrittlich galt der serielle Einbau einer "Frankfurter Küche", die von der Architektin Schütte-Lihotzky gerade erst entwickelt worden war. Diese moderne Einbauküche ermöglichte eine platzsparende Unterbringung aller notwendigen Funktionen. Das ansprechende, aber kostengünstige Design machte sie im Wohnungsbau schnell beliebt. Weitere wichtige Einrichtungen in der Cuno-Siedlung waren eine zentrale Badeeinrichtung und eine Wäscherei. Was sich für die aus ärmeren Schichten stammenden Einwohner wie purer Luxus anfühlen musste, hatte auch ganz pragmatische Gründe: Hygiene war ein relativ junges Thema, dessen Relevanz allerdings rasch erkannt wurde. In Zeiten, in denen Infektionskrankheiten wie Tuberkulose und Masern noch alltäglich waren, sollte durch die Bereitstellung von sanitären Anlagen die Hygiene gefördert und lokalen Epidemien entgegengewirkt werden.
Auffallend sind in der Cuno-Siedlung zudem die großen Freiflächen zwischen den Gebäuden. Die Wohnungen wurden so bis in die Erdgeschosse beleuchtet und belüftet, und es entstanden gleichzeitig gemeinschaftlich genutzte Flächen, auf denen die vielen Kinder der Siedlung spielen konnten. Vermutlich hatte der Künstler auch die Kinder im Kopf, als er die Tierbilder neben den Eingängen schuf. Es ist doch viel leichter sich zu merken, dass man im Eichhörnchen-, Tauben- oder Fuchshaus wohnt, als eine Hausnummer!
Autor*in: Dr. Viviane Taubert, Dr. Stephan Strauß (Strauß Fischer Historische Bauwerke, Krefeld/Bremen), im Auftrag der LWL-DLBW
Zuletzt geändert am 22.04.2020
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Kategorien:
Architektur » Wohnbauten » Mehrfamilienhäuser/Wohnsiedlungen