© LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland - Wolf, Silvia Margrit
Burgstraße 4, 41747 Viersen
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1931–1932
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Der Sohn des Firmengründers von „Kaiser’s Kaffeegeschäft“, Walter Kaiser, war seit 1922 Mitgeschäftsführer des international agierenden Unternehmens und wurde 1950 alleiniger Firmeninhaber. 1930 beauftragte er den jungen Bernhard Pfau, der sich kurz zuvor in Düsseldorf als Architekt selbstständig gemacht hatte, mit der Planung eines Wohnhauses, das stilistisch und funktional dem Neuen Bauen folgte.
Entsprechend ihren Funktionen wurden die Räume den Himmelsrichtungen zugeordnet: Ebenerdig, nach Westen ausgerichtet, die großzügigen, ineinander übergehenden, teils mit Faltwänden versehenen Wohn-, Musik- und Esszimmer, während etwas abgesondert im Norden die hauswirtschaftlichen Funktionen zusammengefasst wurden, von wo aus auch die Kellerräume mit Waschanlage sowie Trocken- und Bügelraum zu erreichen waren. Im Obergeschoss ordnete Pfau die von Osten belichteten, mit modernen Bädern ausgestatteten Schlafräume der Familie an, außerdem Gästezimmer und solche für das Dienstpersonal; die ebenfalls mit Bad ausgestatteten Mädchenzimmer lagen ein wenig abgeschieden. All dies verbirgt sich hinter einer Fassade, die sich durch ein ausgewogenes, aber asymmetrisches Zusammenspiel von unterschiedlich strukturierten Flächen auszeichnet. Stärker als heute wurde sie ursprünglich von der Horizontalen dominiert. Die breit gelagerten Fenster hatten horizontale Sprosseneinteilungen, der Verbund der Backsteine bildete eine Summe filigraner, horizontaler Linien, und der Eingangsbereich, mit je einem Eingang für die Familie und das Personal, wurde von einem linear wirkenden Vordach überfangen. Selbst das hohe Treppenhausfenster, das den verputzten vom verklinkerten Fassadenteil absetzt, fügte sich mit den geschichteten Glasbausteinen subtil in das waagerechte Linienspiel ein. Die Verbindung zum Nachbargebäude im Süden stellt eine zweifach gestufte Mauer mit rund geschwungenem Bogen dar; dahinter verbarg sich der dem Kinderspielzimmer zugeordnete Sandkasten.
Der Architekt verstand seine Aufgabe als künstlerische Gestaltung eines Gesamtwerkes, das auf ornamentale Spielereien verzichtete und stattdessen die Lebens- und Arbeitsabläufe im Haus in den Mittelpunkt stellte. Neben der funktionalen Grundrissanordnung legte er besonderen Wert auf harmonische Farbgestaltung, einen adäquaten Materialeinsatz sowie die hohe Qualität der Materialien und ihrer handwerklichen Verarbeitung.
Die Verbindung von Innen- und Außenraum etwa durch raumhohe Schiebefenster und mehrere Terrassen war ein zentrales Anliegen Pfaus. Den Garten fasste er als Erweiterung der Wohnräume auf; geometrische Beetformen und geradlinige Wegesysteme zeichnen ihn ebenso aus wie die Verwendung moderner Materialen – dies alles unter Einbeziehung historischer Gartenelemente.
Auf dem Nachbargrundstück ließ Kaiser 1952/1953 ebenfalls von Bernhard Pfau sein neues Wohnhaus (Kaiser 2) errichten.
Autor*in: Birgit Gropp
Zuletzt geändert am 25.05.2021
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Kategorien:
Architektur » Wohnbauten » Ein-/Zweifamilienhäuser