Hochofenwerk Phoenix-West

Das städtebauliche Panorama des Dortmunder Stadtteils Hörde wird durch das Industriedenkmal des ehemaligen Hochofenwerkes Phoenix-West geprägt. Die als Denkmal erhaltenen Industrieanlagen zweier Hochöfen samt betriebsrelevanter Nebenanlagen versinnbildlichen das kulturelle Erbe der regionaltypischen Schwerindustrie.

Der im Jahr 1852 gegründete Hörder Bergwerks- und Hütten-Verein, nach der Fusion des Unternehmens mit der Phoenix AG als Phoenix-Werke mit den Betriebsteilen Phoenix-Ost und Phoenix-West bekannt, markierte einen zentralen Meilenstein in der Geschichte des von der Montanindustrie geprägten Ruhrgebietes.

Bereits in den 1830er Jahren, zu Beginn der ersten Hochphase der Industrialisierung des Ruhrgebietes, legte Hermann Diedrich Piepenstock mit der Gründung der Hermannshütte den Grundstein für die Eisen- und Stahlproduktion am Standort Hörde. Bedingt durch wirtschaftliches Wachstum und Kapazitätssteigerungen der Förderung und die steigende Vergütung von Erz und Kohle, errichtete der Verein westlich von Hörde die Vorgängerbauten des späteren Hochofenwerkes Phoenix-West. Dieses bildete zusammen mit dem Ursprungsbetrieb der Hermannshütte (später Phoenix-Ost) eine integrierte Produktionskette von der Roheisenerzeugung bis zur Stahlverarbeitung. Bereits im Jahr 1854 wurde der erste Hochofen in Betrieb genommen, wenige Jahre später stieg die Produktion auf rund 22.750 Tonnen Roheisen pro Jahr.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren die stetig wachsenden Betriebsanlagen mit einer jährlichen Roheisenproduktion von 500.000 Tonnen und über 6.000 Beschäftigten eines der größten Montanunternehmen Deutschlands. Weitere Zusammenschlüsse mit Montanunternehmen, wie die Integration mehrerer regionaler Standorte in die Vereinigte Stahlwerke AG markierten die weltweit führende Stellung des Unternehmens in der globalen Stahlindustrie.

Nach dem Zweiten Weltkrieg und den folgenden industriellen Umstrukturierungen und Reparationsleistungen an die Siegermächte begann die langfristige Rückentwicklung der Stahlproduktion der Standorte. Der Konzern wurde zunächst von der Dortmunder Hoesch AG übernommen und später Teil des Krupp-Konzerns. Die Fusion von Krupp und Thyssen Ende der 1990er Jahre besiegelte das Schicksal der Phoenix-Werke, da die Dortmunder Produktion zugunsten des rheinnahen Standorts Duisburg eingestellt wurde. Im Jahr 1998 erfolgte der letzte Hochofenabstich der Hochofenwerke Phoenix-West. Diese  galten vor der endgültigen Stilllegung gemessen an der Abstichfrequenz als die schnellsten Hochöfen Europas.

In den vergangenen Jahrzehnten erfolgte im Rahmen einer umfassenden Bauleitplanung der Stadt Dortmund der schrittweise Rückbau und die Überformung des ehemaligen Stahlstandortes. Heute stehen die Industrieanlagen der Hochofenwerke Phoenix-West als Symbol für den anhaltendenden Strukturwandel des Ruhrgebietes. Auf den Flächen der teilweise historischen Industrieanlagen hat sich städtebaulich ein zeitgenössisch modernes Gewerbe- und Erholungsgebiet entwickelt, das Unternehmen aus den Bereichen Technologie und Dienstleistungen sowie Freizeit- und Naherholungsangebote vereint.
Attraktionen wie der sogenannte Skywalk auf den alten Gasleitungen bietet Besuchern eindrucksvolle Ausblicke auf die ehemalige Stahlproduktionsstätte und das neu entstandene Umfeld mit vielseitigen Freizeit- und Gastronomieangeboten. Mit dem Phoenix-See und dem Phoenix-Park auf den angrenzenden Flächen wird die Verbindung zwischen industrieller Vergangenheit und moderner Stadtentwicklung auch im Maßstab der privaten Wohnbebauung und Naherholung eindrucksvoll erlebbar.

Der Standort hat sich als Kompetenzzentrum für Mikro- und Nanotechnologie sowie als Keimzelle für innovative Forschungsprojekte etabliert. Mit einer nahezu vollständigen Vermarktung der Flächen und einem breiten Angebot an Arbeitsplätzen ist Phoenix-West ein Paradebeispiel für die gelungene Transformation von Industriebrachen zu zeitgemäßen Stadtquartieren.

Autor*in: Redaktion baukunst-nrw
Zuletzt geändert am 23.01.2025

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