Iserlohn, Bauhaussiedlung Schlieper, Meisenweg

Iserlohn, Bauhaussiedlung Schlieper, Meisenweg

Iserlohn, Bauhaussiedlung Schlieper, Kreuzstr.

Iserlohn, Bauhaussiedlung Schlieper, Drosselweg

Iserlohn, Bauhaussiedlung Schlieper, Drosselweg mit Infoschild

Iserlohn, Bauhaussiedlung Schlieper, Drosselweg

Iserlohn, Bauhaussiedlung Schlieper, Ankerstr.

Iserlohn, Bauhaussiedlung Schlieper, Kreuzstr. und Meisenweg

Iserlohn, Bauhaussiedlung Schlieper, Drosselweg Blick in den Meisenweg

Bauhaussiedlung Schlieper

Ankerstraße, Meisenweg, Drosselweg, Kreuzstraße, Grüner Weg, 58644 Iserlohn

Legende für Merkmale

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IconObjekt ist denkmalgeschützt

IconObjekt ist als Kulturdenkmal auf der Liste der UNESCO-Weltkulturerbe verzeichnet

IconObjekt wurde umgebaut, saniert oder erweitert

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denkmalgeschütztes Objekt

1928–36

Moderne

Theodor Hennemann | Stadtbauamt Iserlohn

Stadt Iserlohn

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Bauhaussiedlung Schlieper

Für die Stadt Iserlohn ist es ein wahrer Glücksfall, dass der beabsichtigte Abriss der Siedlung Schlieper vor wenigen Jahren abgewendet werden konnte. Auch nach der umfangreichen Sanierung präsentiert sich hier eine Siedlung, die in ihrer Bauart den Geist der 1920er und 1930er Jahre so deutlich erkennen lässt wie keine zweite Siedlung im Märkischen Kreis. Die flachgedeckten Reihenhäuser leuchten heute wieder in einem strahlenden weißen Putz, der die in Orange und Türkis abgesetzten Traufkanten und Vordächer umso stärker hervortreten lässt. Die Farbgebung, die hier durch eine restauratorische Befunduntersuchung ermittelt werden konnte, war ein wesentlicher Bestandteil modernen Bauens in der Zwischenkriegszeit. Auf den großzügigen Grünflächen zwischen den Häuserzeilen, die einst als gemeinschaftliche Rasenflächen konzipiert waren, wechseln sich heute individuelle Gartengestaltungen mit Kinderspielzeug ab. An einem sonnigen Sonntag verspricht die Siedlung idyllische Stunden in einer nachbarschaftlichen Gemeinschaft, und wer hätte mit diesem Eindruck noch vor wenigen Jahren gerechnet?

Von Beginn an war die Siedlung ein Spiegel der zwiespältigen Zeichen ihrer Zeit. Gebaut wurde sie für 42 Iserlohner Familien, die aufgrund von Zwangsräumungen andernorts keine Bleibe gehabt hätten, und von den Nachbarn nun beargwöhnt wurden. Ein Schicksal, das in Zeiten größter wirtschaftlicher Not viele Familien teilten. Dass als Baustil dieser neuen Siedlung den jüngsten architektonischen Ideen gefolgt werden sollte, hatte zuvorderst vermutlich finanzielle Gründe. Wie bei vergleichbaren städtischen Siedlungen in Remscheid und Duisburg hatte sich die kostengünstige Bauweise mit geschickten Grundrissen durchsetzen können. Der junge Regierungsbaurat Theodor Hennemann, der die Siedlung Schlieper federführend geplant hat, demonstrierte in Iserlohn die Kenntnis zeitgenössischer Ideen und Interessen. Unser Blick auf den Siedlungsbau der 1920er Jahre wird den vielschichtigen Aspekten der Gebäude kaum noch gerecht. Wir sehen eine Siedlung im Stil des Bauhauses, ohne eine genaue Vorstellung davon zu haben, was genau dieses Attribut "Bauhaus" eigentlich bedeutet. Weiße Wohnkästen in minimalistischem Design erfüllen heute vielfach Wohnwünsche der sogenannten Besserverdienenden. Eine wesentliche Idee des Bauhauses, das in unterschiedlichem Maße sozialreformerische bis hin zu unverhohlen kommunistischen Tendenzen hatte, war jedoch die Bereitstellung erschwinglicher Wohnobjekte – von Häusern über Mobiliar bis hin zu Alltagsgegenständen und Kunstobjekten. Es ist der Uniformität der Häuser in der Siedlung Schlieper anzusehen, dass Individualität weder in der Architektur noch in der Bewohnerstruktur angestrebt wurde – und folgte damit auch den typisierten Werkswohnungssiedlungen. Und doch unterscheiden sich die einzelnen Bauphasen der Siedlung in Nuancen, was zum Teil auch auf die Hanglage zurückzuführen ist. Der erste Teil wurde zwischen 1928 im heutigen Meisenweg errichtet, 1930 wurde der Riegel entlang der heutigen Ankerstraße gebaut. Bis 1931 folgte schließlich die Bebauung im Drosselweg. Am Grüner Weg entstanden 1936 noch zwei Nachzügler, die heute stark verändert sind. Bis auf diese beiden Objekte steht die Siedlung unter Denkmalschutz und wahrt damit die besonderen Charakteristika, mit denen die Siedlung die Architekturlandschaft in Westfalen bereichert. Dass ihr zur Aufbesserung ihres einst so schlechten Rufs der Beiname "Bauhaus-Siedlung" gegeben wurde, zeugt trotz der streitbaren Passgenauigkeit dieser Bezeichnung von dem Wunsch, ihre Architektur wieder oder überhaupt endlich einmal in den Vordergrund zu stellen. Zu ihrem 90. Geburtstag hat sie sich das mehr als verdient.

Autor*in: Dr. Viviane Taubert, Dr. Stephan Strauß (Strauß Fischer Historische Bauwerke, Krefeld/Bremen), im Auftrag der LWL-DLBW
Zuletzt geändert am 22.12.2023

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