Feldmark 107, 44803 Bochum
Legende für Merkmale
Objekt hat Auszeichnung
Objekt ist denkmalgeschützt
Objekt ist als Kulturdenkmal auf der Liste der UNESCO-Weltkulturerbe verzeichnet
Objekt wurde umgebaut, saniert oder erweitert
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1973-74 / 2023 (Umbau)
Ferdinand Keilmann
(Entwurf Trauerhalle)
Hans-Rolf Dönges
(planerische Ausführung Trauerhalle)
Architekt Rainer Tönnes | planplus GmbH
(Umbau zum Fritz Bauer Forum 2023)
Stadt Bochum
(Trauerhalle)
BUXUS Stiftung gGmbH
(Umbau 2023)
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Objektanzahl: 2516
44803 Bochum
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44803 Bochum
Entfernung: 1.03 km
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44803 Bochum
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Die baulichen Anlagen des in den 1920er Jahren erschlossenen und in den 1930er Jahren bebauten Bochumer Hauptfriedhofs repräsentieren insbesondere mit dem Ensemble am Haupteingang und der davon ausgehenden axiale Wegführung mit definierten Sichtachsen die heroisch-faschistische NS-Architektur. Im Gegensatz dazu steht die skulpturale Trauerhalle-Ost aus den 1970er Jahren.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Bochumer Hauptfriedhof ostwärts erweitert, sodass die Distanz zwischen den neu erschlossenen Grabfeldern und den bestehenden Trauerhallen am Haupteingang zu groß wurden. Infolgedessen begann unter der Leitung des damaligen Oberbürgermeisters Fritz Claus die Planung einer weiteren Trauerhalle mit entsprechenden Nebengebäuden und Betriebseinrichtungen im Ostteil des Friedhofgeländes.
Der ursprüngliche Entwurf der im brutalistischen Stil der späten Nachkriegsmoderne gestalteten Trauerhalle-Ost stammte vom Bochumer Stadtbaumeister Ferdinand Keilmann, der aufgrund seines Amtes maßgeblichen Einfluss auf städtische Bauvorhaben Bochums in den 1950er bis 1970er Jahren ausübte.
Die Ausführung der Trauerhalle-Ost erfolgte erst nach der Pensionierung Keilmanns durch den Architekten Hans-Rolf Dönges, der von der Firma Philipp Holzmann beauftragt wurde. Dönges orientierte sich stark am ursprünglichen Entwurf Keilmanns und zeichnete sich für die Ausführungspläne des 1973/74 errichteten Gebäudes verantwortlich. Die Trauerhalle-Ost war das letzte Projekt Keilmanns in städtischen Diensten und gilt als beispielhaftes Bauwerk der nordrheinwestfälischen Sakralarchitektur der Nachkriegsmoderne. Im Jahr 2015 wurde sie in die Denkmalliste der Stadt Bochum aufgenommen und in den folgenden Jahren denkmalgerecht saniert und umgenutzt.
Die als freistehender Solitär konzipierte Trauerhalle-Ost bildet zusammen mit dem Betriebsgebäude und dem Leichenzellentrakt ein u-förmig angeordnetes Gebäudeensemble. Sie ist vom restlichen Gebäudekomplex abgerückt und lediglich durch überdachte Außenwege mit den Nebengebäuden verbunden. Mit ihrer skulpturalen Erscheinung fungiert sie als überhöhtes Zentrum der Anlage.
Die Außenraumgestaltung bindet die Trauerhalle-Ost in das Gebäudeensemble ein und leitet gleichzeitig in das Friedhofgelände über. Das mehrgeschossige, jedoch einräumige Bauwerk unterscheidet sich in seiner architektonischen Gestalt von anderen zeittypischen Trauerhallen, die im Gegensatz zu zahlreiche Kirchenbauten seltener im brutalistischen Sichtbeton ausgeführt waren.
Die Trauerhalle Ost ist in drei horizontal gestaffelte Zonen gegliedert. Der ebenerdige Sockelbereich besteht aus zwölf feingliedrigen Betonstützen in quadratischer Grundrissaufteilung, zwischen denen farbig gemusterte Bleiverglasungen einen halbtransparenten Raumabschluss bilden. Die Stützen bilden im oberen Abschluss eine auskragende faltwerkartige Dachkante als umlaufendes Vordach aus. Der Fensterentwurf stammt von Egon Becker, einem Bochumer Glaskünstler und Architekten, der bereits zuvor mit Keilmann zusammenarbeitete. Über dem Sockelbereich erhebt sich ein massiver und fensterloser Sichtbetonkörper, der in der Attikaausbildung kronenartig abgeschlossen wird. Die kronenartig ausformulierte Attika überhöht die Form des Kubus und verdeckt das konventionelle Flachdach des Gebäudes.
Der Innenraum besticht durch seine der Außenkubatur folgenden Sichtbetonoberflächen, welche die Struktur der gehobelten Schalbretter widerspiegeln. Zusätzlich heben sich die hellgrauen Sichtbetonoberflächen im unteren Bereich der Innenfassade vom gefliesten Fußboden aus roten Ziegeln ab.
Das seit 2015 verfolgte Konzept zur Umgestaltung der östlichen Traueranlagen des Bochumer Hauptfriedhofs in ein Zentrum für Demokratie und Menschenrechte findet sowohl bei der Stadtverwaltung als auch bei der Bevölkerung Zuspruch. Das im denkmalgeschützten Gebäude der ehemaligen Trauerhalle-Ost entstandene Fritz Bauer Forum in Form einer Bibliothek soll als Gemeinschaftsort durch offenen Dialog und Diskussion geprägt werden. Fritz Bauer war ein deutscher Jurist, Sozialdemokrat und Widerstandskämpfer gegen das faschistische System in der Zeit des Nationalsozialismus. Sein Einsatz für Demokratie und freiheitliche Menschenrechte wird durch die Umgestaltung der ehemaligen Trauerhalle-Ost zum Fritz Bauer Forum gewürdigt. Trotz des umfangreichen Eingriffs in die ursprüngliche Bausubstanz wurde eine denkmalgerechte Nachnutzung realisiert.
Die skulpturale Formensprache und der repräsentative Charakter des Sichtbetongebäudes machen die Trauerhalle-Ost zu einem beispielhaften Bauwerk brutalistischer Sakralbauten der 1970er Jahre. Insgesamt gilt der Entwurf Keilmanns als eigenständig gestaltetes und prägendes Werk im Bereich der Bestattungsarchitektur. Er besticht insbesondere durch seine räumliche Einfachheit und skulpturale Körperlichkeit.
Autor*in: Redaktion baukunst-nrw
Zuletzt geändert am 29.04.2024
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Kategorien:
Architektur » Öffentliche Gebäude » Sakralbauten