Feldmark 105 , 44803 Bochum
2020
Architekt Prof. Peter Schmitz | Prof. Schmitz Architekten GmbH
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Die baulichen Strukturen des in den 1920er Jahren angelegten und in den 1930er Jahren erweiterten Bochumer Hauptfriedhofs repräsentieren mit dem Ensemble am Haupteingang und der sich anschließenden axialen Wegführung mit klaren Sichtachsen die monumentale Architektur aus der Zeit des Nationalsozialismus. Dieser Stilkonzeption steht die reduzierte Architektur der im Jahr 2020 realisierten Trauerhalle der jüdischen Gemeinde Bochums im Ostteil des Friedhofs konträr gegenüber.
Da jüdische Gräber aufgrund des geltenden Ewigkeitsrechts nicht erneut belegt werden dürfen, war ein Mangel an verfügbaren Bestattungsflächen im jüdischen Bereich des Friedhofs absehbar. Im Jahr 2011 stellte die Stadt Bochum der jüdischen Gemeinde daher eine weitere Fläche im östlichen Teil des Hauptfriedhofs für eine symbolische Pacht zur Verfügung. Die zusätzliche Fläche dient seitdem für jüdische Bestattungen. Im Zuge der Erweiterung entschied sich die jüdische Gemeinde für den Bau einer eigenen Trauerhalle, die sich angemessen in die landschaftliche Umgebung des Friedhofs einfügt.
Die neue Trauerhalle präsentiert sich als bronzefarbener monolithischer Baukörper. Das Dach und die Fassade aus eloxierten Aluminiumpaneelen erscheinen als zusammenhängende, gefaltete Struktur und bilden durch die umlaufend gleichmäßige Verkleidung eine visuelle Einheit. Ein großzügig geöffneter Eingangsbereich mit Holzverkleidung öffnet die Trauerhalle zur Straße hin und führt die Besucher über einen homogenen Bodenbelag aus geschliffenem Estrich in das Innere.
Eine Fensteröffnung an der Rückseite des Gebäudes ermöglicht Ausblicke auf das Gräberfeld und den angrenzenden Landschaftsraum des Friedhofs. Die dynamische Faltung des Daches ist auch im Innenraum ablesbar und hebt durch ein erhöhtes Oberlicht den Bereich der Aufbahrung hervor. Das einfallende Tageslicht verstärkt die aufstrebende Atmosphäre des Raums und steht in einem wirkungsvollen Gegensatz zu der horizontalen Fensteröffnung. Vor dem Eingang ermöglicht ein steinerner Brunnen eine symbolische Handwaschung, die den Übergang vom Abschied zurück zum Leben markiert.
Das zur Straße hin geschlossene Gebäude präsentiert eine großzügige Eingangsöffnung, die durch ihre Eichenholzverkleidung sowie den durchgehenden Bodenbelag innen und außen eine einladende Wirkung erzeugt. Im Innenraum wird dieser sorgfältige Umgang mit Materialien durch homogene Oberflächen, Eichentüren und eine Ahornholzdecke weitergeführt. Diese Auswahl hochwertiger Oberflächen und die präzise Detailgestaltung schaffen eine anspruchsvolle räumliche Komposition, die den funktionalen und technischen Anforderungen gleichermaßen gerecht wird.
Die Trauerhalle zeigt exemplarisch, wie durch konsequente Materialwahl und eine durchdachte architektonische Gestaltung ein Raum geschaffen werden kann, der zugleich Beständigkeit und zeitgenössische Moderne ausstrahlt.
Autor*in: Redaktion baukunst-nrw
Zuletzt geändert am 19.11.2024
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Architektur » Öffentliche Gebäude » Sakralbauten