Schlossstraße 18, 50374 Erftstadt
Legende für Merkmale
Objekt hat Auszeichnung
Objekt ist denkmalgeschützt
Objekt ist als Kulturdenkmal auf der Liste der UNESCO-Weltkulturerbe verzeichnet
Objekt wurde umgebaut, saniert oder erweitert
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ab 1306
- keine Angabe -
Erzbischof Wilhelm von Gennep
(Vorburg)
Erzbischof Walram von Jülich
(Palas und Ecktürme)
Kölner Erzbischof Heinrich II. von Virneburg
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Objektanzahl: 2525
50374 Erftstadt
Entfernung: 3.32 km
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50169 Kerpen
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Die ehemalige Kurkölnische Landesburg mit der Stadtbefestigung Lechenich liegt am Nordrand der Altstadt von Lechenich im Rhein-Erft-Kreis. Die Burg war einbezogen in die ehemalige Stadtbefestigung Lechenichs, die aus der Zeit zwischen 1250 bis 1350 stammt. Die Anlage ist nicht mehr vollständig erhalten, verblieben sind Reste der Stadtmauer sowie das Bonner Tor im Osten und das Herriger Tor im Westen. Auch die Burganlage ist lediglich in Teilen erhalten.
Im 12. Jahrhundert war Lechenich eine unbefestigte Ansiedlung, die sich um eine Burg aus dem Jahr 1138 herum gruppierte. Bei der Verleihung städtischer Privilegien im Jahr 1279 war der Bau der Stadtmauer aus Bruchstein, Tuff- und Trachytgestein noch nicht vollendet. 1301 wurde die alte Burg zerstört und mit dem Bau einer neuen Burganlage begonnen. Im Zuge des Neubaus der Burg und dem Ausbau der Stadtbefestigungsanlagen wurde Lechenich vergrößert. Initiator dieser Entwicklung war Erzbischof Heinrich II. von Virneburg (Erzbischof von 1306-1332). Die Landesburg wurde in der Nordostecke der Stadtbefestigung eingerichtet. Heinrich II. ließ ab 1306 einen fünfgeschossigen quadratischen Backsteinbau errichten, dem ein mehrstöckiger Wohnturm an der Nordwestecke angeschlossen war. Die Nachfolger Heinrichs II. von Virneburg, die Erzbischöfe Walram von Jülich und Wilhelm von Gennep, ließen die Burg kastellartig ausbauen. Walram von Jülich (Erzbischof von 1332-1349) ließ einen Palas mit zinnenbekrönten Ecktürmen errichten. Unter Wilhelm von Gennep (Erzbischof von 1349-1362) folgte der Ausbau des Südwestturmes und der Bau der Vorburg.
Die Wasserumwehrung der Burganlage resultierte aus der Verbindung zwischen zwei natürlichen Fließgewässern, dem Rot- und dem Mühlenbach sowie mehreren vom Mühlenbach gespeisten künstlich angelegten Gräben. Zwischen 1673 und 1679 wurde die Burg zunächst von kaiserlichen und danach von französischen Truppen besetzt, von denen die Burg 1689 in Brand gesteckt wurde. Haupt- und Vorburg erlitten massive Schäden, so dass die Anlage unbewohnbar wurde. Anfang des 18. Jahrhunderts wurden Teile der Vorburg saniert. Die angelegte Befestigung mit dem Bonner Tor und dem Herriger Tor aus dem 14. Jahrhundert war bis ins 19. Jahrhundert vollständig erhalten geblieben. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Mauerring durchbrochen, wodurch Burgmauer und Stadtmauer getrennt wurden. Im selben Zug wurden der südliche und der westliche Teil der Burgmauer abgerissen, wodurch die Burgruine sichtbar wurde. Zwischen 1853 und 1862 erfolgte eine Renovierung der beiden Torbauten durch den Architekten Ernst Friedrich Zwirner.
Die heutige Burganlage, die einheitlich in Backstein mit Rahmungen aus Drachenfelstrachyt errichtet wurde, ist lediglich fragmentarisch erhalten. Von der Kastellanlage des Erzbischofs Walram von Jülich sind der Palas und die schlanken Ecktürme mit Wehrplatten über einem Maßwerkkonsolfries erhalten. Der Palas bildet mit einer Länge von ca. 33 Metern und einer Breite von 12 Metern den größten Gebäudeteil der Anlage. Von der unter Wilhelm von Gennep erbauten Vorburg sind nur der Südwestturm und das Innentor der Nordwestecke erhalten geblieben. Die ehemalige Doppeltoranlage zeigt fünfeckige Flankentürme und ein Spitzbogentor mit Zugbrückenblende.
Von der Stadtbefestigung sind Reste der Mauer und von den beiden Doppeltoranlagen nur die inneren Torbauten erhalten. Bei dem Bonner Tor handelt es sich um einen dreistöckigen Wehrbau mit Zinnenkranz und Blendarkade mit einer spitzbogigen Durchfahrt. Das Herriger Tor indessen ist ein zweistöckiger Bau mit einem hohen Treppengiebel und einem dreiteiligen Rechteckfenster, der den Zugang ebenfalls durch eine spitzbogige Durchfahrt gewährt.
Die ehemalige Landesburg Lechenich ist seit 2003 in Besitz der Erbin der Familie von Elmendorff, Corinna Prinzessin Reuß und ihres Ehemannes Heinrich Ico Prinz von Reuß. Sie bewohnen die ehemalige Amtswohnung der Vorburg, die zur Privatwohnung ausgebaut wurde. Der Rest der Vorburg wurde teilweise vermietet. Im 20. Jahrhundert wurde die Schlossruine mehrfach restauriert und zeigt die Ruine der Landesburg Lechenich auch heute noch als Wehrbau.
Die ehemalige Landesburg sowie das Bonner und das Herriger Tor sind seit 1982 denkmalgeschützt.
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Burg Linn
Burg Zülpich
Autor*in: Redaktion baukunst-nrw
Zuletzt geändert am 24.04.2023
1 Kommentar / Kommentar verfassen
Thomas Küntzel schrieb am 04.01.2021 um 18:16
Die Stadt ist ein Nachbau des Klosters Corvey, genau um 1/4 vergößert, aber um ca. 180° gedreht, und zwar angelehnt an das ursprüngliche Konzept, das auf dem Legionslager des Pseudo-Hygin basiert (vgl. die Festschrift für H.-G. Stephan dazu, hg. von Tobias Gärtner, Stefan Hesse und Sonja König).
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Architektur » Öffentliche Gebäude » Schlösser/Burgen/Stadtbefestigungen