© LWL-DLBW - Dipl. Foto-Designerin Greta Schüttemeyer, Münster
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Sachsenweg 8, 59073 Hamm
Legende für Merkmale
Objekt hat Auszeichnung
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Objekt ist als Kulturdenkmal auf der Liste der UNESCO-Weltkulturerbe verzeichnet
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1912-1914
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Objektanzahl: 2525
59073 Hamm
Entfernung: 1.83 km
59071 Hamm
Entfernung: 2.26 km
59065 Hamm
Entfernung: 2.40 km
Hamm
Entfernung: 2.54 km
59199 Bönen
44581 Castrop-Rauxel
"Kohle ist Brot" ruft uns ein Schriftzug über einem Eingang zur Maschinenhalle der Zeche Sachsen in Hamm mahnend entgegen. Gerade jetzt, da im Dezember 2018 das Zeitalter der Kohleförderung im Ruhrgebiet endgültig zu Ende gegangen ist , blicken wir oft mit einer Mischung aus Wehmut und Respekt auf die baulichen Anlagen, die für die jahrzehnte-, mancherorts auch jahrhundertelange Tradition der Kohleindustrie im Ruhrgebiet stehen. Viele Zechen wurden ganz oder teilweise umgenutzt, sodass ihr Fortbestehen gewährleistet werden konnte.
Auch die Maschinenhalle der Zeche Sachsen blieb nach der Schließung der Zeche in den 1970er Jahren erhalten und dient heute als Veranstaltungshalle, die den Namen ihres Architekten trägt. Heute ist es nur schwer vorstellbar, dass in dieser kathedralengleichen Halle mit den großen Fenstern, umgeben von Wiesen und Bäumen, einst hart gearbeitet wurde, dass es laut und schmutzig war. Ob sie den Kumpeln damals ebenso mächtig und erhaben vorgekommen ist? Die vielbeschworene Bergbauromantik der schwarzverschmierten Kumpel ist in vielerlei Hinsicht bestimmt mehr Mythos denn Wahrheit. Für die tägliche harte Arbeit der Kumpel unter und über Tage waren die Gebäude, in denen sie ein Großteil ihres Lebens verbrachten, aber sicherlich prägend.
Alfred Fischers Anliegen war es nicht, rein zweckmäßige Bauten zu errichten. Er plante und baute monumentale Gebäude mit einer eigenen Formensprache und war Zeit seines Lebens ein viel gefragter Architekt im Industrie- und Wohnungsbau des Ruhrgebiets. In Ulrich Thiemes und Felix Beckers "Allgemeinem Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart" heißt es in der Ausgabe von 1916 im Eintrag über Alfred Fischer: "Fischers Begabung ist aufs Feierliche, aufs Monumentale gerichtet, strenge Gehaltenheit in Umriß und Farbenverteilung eignet seinen Schöpfungen, seine Industriebauten fügen sich mit der Wucht und Geschlossenheit ihrer Massen der ernsten Stimmung von Industriebezirken sehr glücklich ein."
All das lässt sich an der Maschinenhalle der Zeche Sachsen ablesen. Markant ist etwa der Dachaufbau der Halle, der keinen Dachüberstand aufweist. Dadurch kommen die Traufkanten des Gebäudes zur Geltung und verwehren der Halle jegliche Anflüge von Schutz und Geborgenheit. Die Backsteinarchitektur der Maschinenhalle, die zwischen 1912 und 1914 errichtet wurde, greift Material- und Stilelemente des Expressionismus auf, der sich in der Architektur gerade erst etablierte. Industriearchitektur wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts immer größere Bedeutung beigemessen. Peter Behrens hatte im Jahr 1909 mit dem Bau der Turbinenhalle für die AEG in Berlin für Aufsehen gesorgt, indem er die Fassaden reduziert und schnörkellos gestaltete und von der bis dato populären historistischen Ornamentik an Fabrikhallen abrückte. Industriegebäude sollten als solche erkennbar werden. Dabei darf man nicht vergessen, dass der Industrie zu diesen Zeiten ein hoher Stellenwert eingeräumt wurde. Industrie bedeutete Fortschritt und Arbeitsplätze, beides Errungenschaften, mit denen man prahlen konnte. Parallele Entwicklungen wie die Schaffung sozialer Einrichtungen und Wohnsiedlungen für die Arbeiter durch Industriebesitzer wie Krupp oder Siemens sollten das positive Bild der Industriebranche zusätzlich befeuern und sind auch in den angrenzenden Siedlungen der Zeche Sachsen, ebenfalls nach Entwürfen Fischers, in Hamm erhalten.
So ist es nicht verwunderlich, dass Alfred Fischer für die Maschinenhalle eine Eingangsgestaltung entwarf, die Würde, Modernität und Aufstieg symbolisierte. Über eine zweiflügelige Freitreppe erreicht man einen tempelartigen Vorbau. Die Treppe erinnert an den Eingang zur Alten Nationalgalerie in Berlin, der ein Tempel der Kunst und Kultur sein sollte. In Hamm handelt es sich bei der Maschinenhalle ebenfalls um einen Tempel, in dem nicht der Kunst, sondern dem technischen Artefakt gehuldigt werden sollte, zumindest in der Außenwirkung.
Autor*in: Dr. Viviane Taubert, Dr. Stephan Strauß (Strauß Fischer Historische Bauwerke, Krefeld/Bremen), im Auftrag der LWL-DLBW
Zuletzt geändert am 22.04.2020
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Kategorien:
Architektur » Gewerbebauten » Technische Gebäude