Hagen, Ennepeufer 3, Christian-Rohlfs-Gymnasium aus Südosten gesehen

Hagen, Christian-Rohlfs-Gymnasium, Blick auf den Haupteingang

Hagen, Christian-Rohlfs-Gymnasium, Ansicht von Süden

Hagen, Christian-Rohlfs-Gymnasium, Ansicht von Südwesten

Christian-Rohlfs-Gymnasium, Detail eines Treppenhauses

Hagen, Christian-Rohlfs-Gymnasium, Detail der geschwungenen Rückseite

Städt. Christian-Rohlfs-Gymnasium Hagen

Ennepeufer 3, 58135 Hagen

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denkmalgeschütztes Objekt

1929-32

Moderne

Günther Oberste-Berghaus

Stadt Hagen

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Städt. Christian-Rohlfs-Gymnasium Hagen

Von der kulturellen Strahlkraft, die der Stadt Hagen durch Karl-Ernst Osthaus und sein großes Netzwerk zuteil wurde, konnte auch der damals noch eigenständige Ort Haspe profitieren. Im Jahr 1928 trat Günther Oberste-Berghaus hier eine Stelle als Stadtarchitekt an. Haspe befand sich zu der Zeit wie viele Städte im Ruhrgebiet in einer extremen Wachstumsphase, sodass entsprechend viele neue Gebäude gebaut werden mussten. Dabei war nicht nur der Wohnungsbau wichtig, sondern auch die Schaffung von öffentlichen Einrichtungen wie Schwimmbäder, Schulen, Ämter oder auch Kirchenbauten. Oberste-Berghaus war zunächst in Haspe, nach dessen Eingemeindung im Jahr 1929 schließlich auch für Hagen tätig. In Haspe entwarf er unter anderem ein Feuerwehrhaus und einen Schulneubau, der das stetig gewachsene Mädchen-Lyzeum aufnehmen sollte. Hierfür wurde ein recht schmales, langes Grundstück an der Ennepe ausgewählt. Oberste-Berghaus reagierte auf den Flusslauf indem er das Schulgebäude ebenfalls als leicht geschwungenen Riegel anlegte. An beiden Endseiten platzierte er je ein Treppenhaus als markante Endpunkte der konkaven Fassade. Dadurch erzielte Oberste-Berghaus eine symmetrische Struktur, die der getrennten Unterbringung von Jungen und Mädchen Rechnung tragen sollte. Zwar fand der Unterricht noch bis in die 1970er Jahre getrennt statt, doch die räumliche Nähe beider Geschlechter ist bemerkenswert. Den damaligen Werten entsprechend, verfügten die beiden Trakte über jeweils notwendige Anbauten: bei den Mädchen eine Wandelhalle, bei den Jungen Werkstätten, die allerdings nicht mehr vorhanden sind.

Die gestalterische Prägung, die Oberste-Berghaus in seinem Studium in Hannover erfahren hat, zeigt sich durch und durch dem Neuen Bauen verpflichtet. Ein wesentliches Merkmal ist die Sichtbarmachung der Konstruktion. Oberste-Berghaus verwendet für die Schule eine Stahlskelettkonstruktion mit einem Ziegelmauerwerk. Ein simples Detail gibt darüber Auskunft: über den breiten Fenstern an der geschwungenen Front und an den Stirnseiten ist keine Rollschicht zu finden. Das heißt, die Ziegel verlaufen hier bündig in Querlage, und nicht, wie es ein tragendes Mauerwerk erfordern würde, durch senkrecht gestellte Ziegel über dem Fenstersturz. Die Überbrückung breiter Öffnungen wurde erst mit der Einführung der Stahl- und Stahlbetonskelettbauweisen möglich. Oberste-Berghaus demonstriert hier die technischen Möglichkeiten in einer dem Neuen Bauen gemäßen Weise.

Besondere Beachtung verdienen auch die beiden Treppenhäuser, die die Stirnseiten des Gebäudes zieren. Eine Verglasung über Eck betont an diesen Stellen die scheinbare Auflösung der Wand durch Fensterflächen. Auch dies ist eine Demonstration der neuen Bautechniken. Die Dächer der seitlichen Querriegel liegen höher als die des geschwungenen Haupttraktes. Dadurch entsteht der Eindruck, das gesamte Gebäude sei wie aus einzelnen Bauklötzen zusammengesetzt. Der Schule wird dadurch eine rhythmische, moderne Note im äußeren Erscheinungsbild verliehen, die sich von der klassischen Schulbauarchitektur klassizistischer Prägung aus dem Kaiserreich eklatant absetzt. Das Hasper Gymnasium offenbart nicht nur Oberste-Berghaus' moderne  architektonische Haltung, sondern es demonstriert zugleich einen Wandel im Verständnis von Schule und Erziehung. Ein Schulgebäude muss nicht mehr streng und ehrwürdig aussehen, sondern es soll die Schülerinnen und Schüler in ihrer Entwicklung begleiten und unterstützen indem es sie mit Formen konfrontiert, die auf sie einen anregenden Effekt haben sollen.

Autor*in: Dr. Viviane Taubert, Dr. Stephan Strauß (Strauß Fischer Historische Bauwerke, Krefeld/Bremen), im Auftrag der LWL-DLBW
Zuletzt geändert am 22.04.2020

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