© LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland - Wolf, Silvia Margrit
Ringstraße 154–160 (Kettwig), 45219 Essen
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1927-1928
Architekt Prof. Heinrich Blecken
(Vereinigte Stahlwerke)
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Objektanzahl: 2515
45219 Essen
Entfernung: 1.12 km
45219 Essen
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Experimente mit neuartigen, industriell herstellbaren Baumaterialien wurden nicht nur am Bauhaus durchgeführt – etwa entwarfen Georg Muche und Richard Paulick ein Stahlwohnhaus in Dessau-Törten –, sondern auch in der rheinisch-westfälischen Industrieregion. Während jedoch beim Dessauer Stahlhaus dezidiert „moderne“ Formen verwendet wurden, zeigten die im Rhein-Ruhr-Raum entstandenen Bauten in der Regel sehr schlichte, traditionelle Formen mit Lochfassaden, die mit Walm- oder Zeltdächern gedeckt waren. Damit rückten sie, bei innovativer Konstruktiaonsweise, gestalterisch in eine verblüffende Nähe zum Heimatschutzstil.
Vorangetrieben wurde die Entwicklung im Westen ganz wesentlich durch Heinrich Blecken, der seit 1921 Baudirektor bei den Rheinischen Stahlwerken war. Auf ihn ist das sogenannte System Blecken zur Konstruktion von Stahlwohnhäusern zurückzuführen, dessen vehementester Promoter er selbst war. Sein System mit Lamellenwänden aus Thomasstahlplatten hatte unter anderem Vorbilder in Großbritannien. Die ab 1926 zu den Vereinigten Stahlwerken fusionierten Unternehmen der rheinisch-westfälischen Stahlindustrie erhofften sich von der Produktion dieses Haustyps neue Absatzmärkte für den heimischen Stahl. Zunächst wurden zwölf Varianten von fast ausschließlich einstöckigen Häusern mit weitgehend vereinheitlichten Bauelementen angeboten. Aus dieser früheren Phase stammt die kleine, Ende 1927 oder Anfang 1928 entstandene Siedlung mit vier Häusern in Kettwig, die im Gegensatz zu den meisten anderen Beispielen dieser Art ihr ursprüngliches Aussehen annähernd bewahrt hat. Entsprechend dem einfachsten und kleinsten der zwölf Haustypen verfügen sie mit knapp 64 Quadratmetern über ein Wohnzimmer und Schlafzimmer, einen Flur, eine Kammer und ein WC. Ein Viertel der Fläche ist unterkellert. Obwohl die Raumaufteilung, abgesehen von einer tragenden Mittelwand, grundsätzlich variabel war, sind alle Räume der quadratischen Häuser ebenfalls quadratisch und etwa gleich groß. Auf den Entwurfszeichnungen angegebene Stahlpfosten, rustizierende Ecklamellen und Klappläden, die dem Äußeren eine heimelige Note verliehen hätten, wurden nicht realisiert.
Die 1928 für die Produktion und den Vertrieb von Stahlwohnhäusern gegründete Stahlhaus GmbH mit Sitz in Duisburg reduzierte den Modellkatalog auf fünf Grundformen. Zwischen 1928 und 1929 realisierte sie, meist für die Ruhrwohnungsbau AG, 886 Wohnungen. Abgesehen von Baumängeln (Rost an den Außenwänden, Risse an Innenwänden und Decken, Schwitzwasserbildung, ungenügende Isolierung) und dem von vielen als trostlos empfundenen Äußeren, erfüllten sich auch die wirtschaftlichen Erwartungen nicht. 1930 belief sich der Gesamtverlust der Stahlhaus GmbH auf über 1,3 Millionen Reichsmark. Zwei Jahre später war die Firma erloschen.
Autor*in: Birgit Gropp
Zuletzt geändert am 30.09.2020
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Kategorien:
Architektur » Wohnbauten » Mehrfamilienhäuser/Wohnsiedlungen