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Im Rahmen der Bemühungen um die historisierende „Stadtverschönerung“ Gochs, die der ehemalige Museumsleiter und Archivar Dr. Alphons Schmitz mitten im Zweiten Weltkrieg initiiert hatte, war ein Gebäude den Verantwortlichen ein besonders schmerzhafter Dorn im Auge: das Geschäfts- und Wohnhaus auf der Ecke Markt/Steinstraße. Ein an dieser Stelle bestehendes Haus war 1930 abgerissen und anschließend durch einen Neubau ersetzt worden. Architekt Wilhelm Baums hatte die Pläne für das Einfamilienhaus mit Ladengeschäft vorgelegt. Errichtet wurde es in Stahlskelettkonstruktion mit einem Flachdach. Das in einer Flucht mit den benachbarten Bauten liegende Erdgeschoss nahm die Geschäftsräume auf, im ersten und zweiten Obergeschoss befanden sich Wohn- und, laut Bauakte, auch Lagerräume. Die oberen beiden Geschosse traten auf beiden Fassadenseiten um etwa 1 Meter so aus der Flucht hervor, dass es wirkte, als ob der Baukörper aus zwei ineinander geschobenen Würfeln bestünde. Den oberen Abschluss bildete eine gemauerte, 1,10 Meter hohe Brüstung mit parallelen Backsteinprofilen. Sie schloss auf gleicher Höhe ab wie die Firste der benachbarten Häuser; dahinter war ein Dachgarten verborgen. Breit gelagerte, großflächige und übereck geführte Fenster wurden oberhalb und unterhalb von schmalen Sandsteinprofilen gerahmt, die die horizontale Gliederung des Baus betonten. Ein markanter Leuchtkörper in Form eines schlanken Quaders und mit der Aufschrift „Zigarren Lommel“ betonte werbewirksam die Hausecke, während an beiden Straßenfronten kleinere, seitlich angebrachte Leuchtkörper als Hinweis auf eine Textilreinigung fungierten.
Architekt und Eigentümerin betonten im Bauantrag vom 14. April 1930, dass bei der Planung besonderer Wert auf die städtebauliche und verkehrsmäßige Einpassung des Gebäudes an die Umgebung gelegt worden sei. Die Verblendung mit Buntklinkern beispielsweise sei eine Anpassung an das gegenüberliegende, spätgotische „Haus zu den fünf Ringen“, und die Abschrägung der Hausecke diene dem besseren Verkehrsfluss. Kreisbaurat Schüller empfand das Haus dennoch als störend; vor allem das flache Dach missfiel ihm. Er regte 1940 an, das Flachdach durch ein Satteldach zu ersetzen, um das Haus Roßbach an die traditionelle Bebauung anzupassen. Eine Idee, die zunächst nicht umgesetzt wurde. Dass ausgerechnet dieses Haus als einziges seiner Zeile am Markt die Zerstörungen den Bombenangriff vom 7. Februar 1945 einigermaßen unversehrt überstand, ist seiner modernen Stahlskelettkonstruktion zu verdanken. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg ließ die Stadt offenbar nicht nach, auf eine „Verschönerung“ des Hauses zu dringen: 1956 stellte Helmut Roßbach den Antrag zum Aufbau eines Satteldachs, der auch umgesetzt wurde. Auch andere Bereiche wurden nach und nach verändert: Die originell gegliederten Fensterzonen wurden vereinfacht, die horizontalen Profile eingeebnet, die seitlich zurückliegenden Fassaden verputzt und die Ladenfront verkleidet. Deshalb erinnert heute nur noch wenig an die gestalterische Konsequenz des Architekten Baums.
Autor*in: Birgit Gropp
Zuletzt geändert am 30.09.2020
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Kategorien:
Architektur » Wohnbauten » Ein-/Zweifamilienhäuser