Münsterplatz, 52062 Aachen
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um 800 / 1355-1414 (Chor)
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Objektanzahl: 2516
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Die Aachener Pfalzkapelle, eines der wenigen erhaltenen Baudenkmäler aus der Zeit der Karolinger und bevorzugter Sitz Karls des Großen, gilt als Hauptwerk der karolingischen Architektur und nimmt so eine wichtige Stellung in der gesamteuropäischen Architekturgeschichte ein. 1978 wurde der Aachener Dom, auch Marienkirche, Stiftskirche oder Münster genannt, als erstes deutsches Kulturdenkmal in die UNESCO Welterbeliste aufgenommen.
Die außerordentliche historische Bedeutung zeigt sich in der engen Verknüpfung der Geschichte des Doms mit der des deutschen Kaisertums: Karl der Große baute um 800 ein unbedeutendes Hofgut seines Vaters Pippin in Aachen zu einer großzügigen Pfalz um. Seit der Krönung Ottos I. im Jahr 936 wurden hier über einen Zeitraum von rund 600 Jahren (bis 1531) 30 deutsche Könige gekrönt, wovon noch heute der karolingische Thron auf der Empore kündet. Mit der Grabeskirche in Jerusalem und der Doppelkapelle von San Vitale in Ravenna als Vorbild für seinen Zentralbau schließt Karl der Große an die römisch-byzantinische Kaisertradition an.
Der hohe Anspruch des Königs ist eng mit dem hohen architektonischen Aufwand verbunden. Der Dom zeigt sich als dreiteilige Baugruppe und ist von zahlreiche Erneuerungen und Umbauten geprägt: In der Mitte liegt der Zentralbau aus dem späten achten Jahrhundert, umgeben von spätgotischen Kapellen und dem karolingischen Westbau, im Osten schließt sich die gotische Chorhalle an. Die dominierende Stellung der Pfalzkapelle mit ihrem vorgelagerten Atrium und zwei großen symmetrisch angeordneten Annexbauten innerhalb der Gesamtanlage wird noch heute deutlich: Den Pfalzhof Karls des Großen und die angrenzenden Gebäude nördlich der Pfalzkapelle zeichnet der heutige Katschhof nach, den im Norden anstelle der ehemaligen Königshalle nun das Aachener Rathaus begrenzt.
Der oktogonale Zentralbau ist von einem barocken Faltkuppeldach mit einer Laterne bedeckt, der Umgang mit Rundbogenfenstern in beiden Geschossen von einem umlaufenden Traufdach. Der ursprüngliche Westbau ist mit neugotischem Turmaufsatz versehen. Beide Bauten sind über ein eisernes Ankersystem miteinander verbunden.
Der Haupteingang, heute ein barocker Vorbau aus dem 18. Jahrhundert mit den karolingischen Bronzetüren, den sogenannten Wolfstüren, führt in eine tonnengewölbte Eingangshalle. Von dort gelangt man in das klostergewölbte Oktogon mit seinem sechzehneckigen Rundgang von zwei Geschossen. Dieser ist im Erdgeschoss von einem drei- bzw. vierteiligen Gewölbe bedeckt und auf dem Emporengeschoss zwischen niedrigen Scheidbögen tonnengewölbt. Im Erdgeschoss liegen schwere Rundbogenarkaden zwischen massiven gewinkelten Pfeilern. Ein vorkragendes Gesims schließt das Geschoss horizontal ab. Im Obergeschoss folgen höhere Bögen mit eingestellten, doppelten Säulen und schließlich je ein Fenster auf den acht Seiten mit abgeschrägten Fensterbänken für einen besseren Lichteinfall. Zwischen den Arkaden im Obergeschoss sind Ende des achten Jahrhunderts geschmiedete und ursprünglich vergoldete Bronzegitter eingelassen. Pfeiler und Wände sind mit Marmor verkleidet, die Säulen sind größtenteils Spolien aus Ravenna. In den Jahren 1719 bis 1733 wurde der Innenraum barock ausgestattet. Die Gewölbemosaike wurden im 19. und 20. Jahrhundert erneuert.
Der 1355 begonnene und 1414 geweihte neue Chor wurde anstelle des karolingischen Chores errichtet, um Platz für mehr Pilger zu schaffen. Der einschiffige Hallenraum ist außen durch schmale Strebepfeiler gegliedert, zwischen denen sich über einem niedrigen Sockel spitzbogige Maßwerkfenster mit eingeschriebenen Dreipässen und Rosetten öffnen. Das abgewalmte barocke Dach ist auf der Dachtraufe mit einer Brüstung und aufgesetzte Fialen versehen. Die hohen Fensteröffnungen nehmen die gesamte Breite zwischen den Bündelpfeilern im Inneren, die ohne Unterbrechung ins Kreuzrippengewölbe aufsteigen, ein. Die 14 Figuren der Chorpfeiler stehen auf von musizierenden Engeln getragenen Konsolen und sind von Baldachinen bekrönt. Dargestellt sind die Apostel, Maria und Karl der Große mit einem Modell der Chorhalle. Im Chor sind Reste von Wandmalereien aus dem 15. bis 17. Jahrhundert erhalten.
Die Kapellen erscheinen als abgetrennte Nebenräume. An der Südseite befindet sich die doppelgeschossige Matthiaskapelle (vor 1414), westlich schließt die ebenfalls zweigeschossige Annakapelle (1450-55) an, an der Südwestseite liegt die spätbarocke Ungarnkapelle, im Nordosten die spätgotische Karls- und Hubertuskapelle (1455-74) und an der Nordwestseite die Nikolaus- und Michaelskapelle, eine spätgotische Emporenkapelle, die ursprünglich als Grabkapelle der Stiftsgeistlichen diente.
Die aufbewahrten Reliquien ließen seit dem Mittelalter Aachen und den Aachener Dom zu einer der bedeutendsten Pilgerstätten aufsteigen. Zu den bedeutendsten Ausstattungsstücken zählen die goldene Altartafel, die sogenannte Pala d’Oro (um 1000/1020), der sogenannte Barbarossaleuchter (um 1170), der goldene Ambo (zwischen 1002 und 1014), der Karlsschrein (1215) und der Marienschrein (um 1220).
Neuesten Forschungen zufolge liegt der Pfalzkapelle Karls des Großen ein einheitlicher geometrischer Entwurf zugrunde: Die Pläne beruhen auf einem Fußmaß von 32,24 Zentimetern, welches dem sogenannten französischen Königsfuß (32,48 Zentimeter) entspricht. Dabei sind die Maßverhältnisse der Pfalzkapelle aufeinander bezogen: Das zentrale Oktogon misst 48 Fuß. Höhe und Breite des Kirchenbaus betragen 96 Fuß, also das doppelte Maß des Oktogons; die Länge entspricht dem dreifachen Maß des Oktogons (144 Fuß). Hinzu kommt, dass alle wichtigen Maße des Baus durch sechs teilbar sind (die Zahl sechs gilt in der christlichen Zahlensymbolik als die vollkommenste Zahl).
Panorama vom Aachener Dom bei nrw-tourismus
Autor*in: Redaktion baukunst-nrw
Zuletzt geändert am 17.06.2024
5 Kommentare / Kommentar verfassen
Christina schrieb am 10.08.2009 um 02:19
Die Bezeichnung 'Hoher Dom' trifft eigentlich auf fasst alle Dome zu.Deswegen wird das heutzutage nur auf Aachener Dom abgekürzt. Ähnliches gilt für die Bezeichung 'Dom zu Aachen'.Im Prinzip ist das nur eine etwas umständlichere Ausdrucksweise aber durchaus noch in Gebrauch.
Herbert schrieb am 26.06.2015 um 14:18
Der 'Aachener Dom' ist der Gottesmutter Maria geweiht, deswegen bezeichnet man ihn gelegentlich auch als 'Mariendom'.
Walter J. Richtsteig schrieb am 23.12.2008 um 23:09
Der offizielle Name lautet: Hoher Dom zu Aachen. Aber so wichtig ist es nicht, man weiß in allen Fällen, welches Gebäude gemeint ist.
schilkschi schrieb am 30.10.2007 um 14:04
Heißt es nicht 'Dom zu Aachen'?
Julia schrieb am 13.11.2007 um 13:38
Bin auch der Meinung, dass das Dom zu Aachen heißt.
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