Hans-Böckler-Platz, 45468 Mülheim an der Ruhr
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Objekt hat Auszeichnung
Objekt ist denkmalgeschützt
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1970–76 / 1993
Architekt Dr.-Ing. Hanns-Hennig Lautz
(1970–76)
gmp | von Gerkan, Marg und Partner
(1993)
RKW Rhode Kellermann Wawrowsky Architektur + Städtebau
(1993)
Aufbaugemeinschaft Stadtmitte II Hans-Böckler-Platz Mülheim a.d. Ruhr GmbH
(unter Planführerschaft der Iduna Lebensversicherung)
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Objektanzahl: 2515
45468 Mülheim an der Ruhr
Entfernung: 0.29 km
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45468 Mülheim an der Ruhr
Entfernung: 0.72 km
52074 Aachen
52070 Aachen
Das Einkaufszentrum mit den vier stadtbildprägenden Hochhäusern im Zentrum Mülheims zeugt mit Blick auf die Montankrise Mitte der 1960er Jahre von der Bemühung eines strukturellen Neubeginns. In Rückbesinnung auf die Tradition der Handelsstadt sollte durch die städtebauliche Neuordnung in enger Verzahnung mit der vorhandenen Kernstadt um die Schlossstraße ein lebendiger Stadtmittelpunkt und zugleich leistungsfähiger Verkehrsschwerpunkt geschaffen werden. Planungsziel war ferner, der Entvölkerung und Erstarrung des monofunktionalen Innenstadtbereichs durch verdichtete Wohnbebauung entgegenzuwirken.
Die Bebauung des 134.000 qm umfassenden Planungsgebietes "Stadtmitte II/Hans-Böckler-Platz" wurde 1966 von den privaten Grundstückseignern und der Stadt Mülheim gemeinschaftlich beschlossen. Zu jener Zeit wies das südlich des Hauptbahnhofs liegende Areal zwischen Eppinghofer Straße, Tourainer Ring und Dickswall nur vereinzelte Bebauung und große Parkplatzflächen auf.
Der Planungsgedanke bildet den Versuch ab, die infrastrukturelle Vernetzung und Funktionsmischung gewachsener Städte wieder herzustellen, ist aber insofern noch dem Leitbild der 1960er Jahre verhaftet, als er an Großstrukturen und der funktionellen Trennung von Fuß- und Autoverkehr konsequent festhält (kreuzungsfreier Fußgängerverkehr). In der tiefergelegten untersten Ebene der Überbauung "Hans-Böckler-Platz" befindet sich ein Parkdeck mit Lagerräumen, das zugleich den Zulieferverkehr aufnimmt. Zusammen mit fünf Parkhäusern, die dem Einkaufszentrum (damals City-Center, Fertigstellung 1974) und den vier Wohntürmen zugeordnet sind, bildet es ein zusammenhängendes Parkzentrum. Die darüber liegende Ebene ist dem Fußgänger vorbehalten. Von der Schlossstraße kommend gelangt dieser in die überdachte zweigeschossige Ladenpassage mit angeschlossenem Kaufhaus (heute Multiplex-Kino, Hotel u.a.) und von dort durch eine ebenfalls gedeckte Passage zur unterirdischen Stadtbahn-Station und zum Hauptbahnhof. Im südlichen Außenbereich am Dickswall (zwei Geschosse über dem Straßenniveau) verbindet ein begrüntes Fußwegesystem die 20-geschossigen Hochhäuser (z.T. saniert) und einen flachen Kindergartenbau mit dem Forum. Die in Nord-Süd-Richtung ausgerichteten Wohntürme mit den Nummern 1, 3, 5 und 7/9 stehen parallel versetzt zueinander und weisen entsprechend den umlaufenden Balkonbrüstungen eine kraftvolle horizontale Gliederung auf. Sie sind mit zwei Wohnungstypen sowie Schwimmbad ausgestattet. Abweichend vom orthogonalen Grundriss besteht Nr. 7/9 aus zwei ineinander verschobenen Baukörpern. Turm Nr. 5 wurde kürzlich zum Bürohaus umgebaut und dient seit 2007 der Stadt Mülheim als Technisches Rathaus.
Die angestrebte Einbindung in die Kernstadt ist trotz der anfänglich positiven Resonanz auf das Einkaufszentrum wie das innerstädtische Wohnen mit Ausblick nicht geglückt. Dadurch dass die Großstruktur teilweise aufgeständert und von Straßen umringt ist, bleibt sie mit nach außen abschirmenden Parkhäusern isoliert. Zwar vermittelt der spätere Kurt-Schumacher-Platz über der untertunnelten Eppinghofer Straße zwischen Ladenpassage und der Fußgängerzone im Westen, doch der Zwischenbereich zum Hauptbahnhof im Norden ist städtebauliches Niemandsland. Der Zugang von Süd-Ost über den Dickswall und den Tourainer Ring erfolgt über Fußgängerbrücken. Zusätzlich hat nach der kommunalen Übernahme in den 1990ern eine jahrelang praktizierte Fehlbelegung der Sozialwohnungen zur Beeinträchtigung des Umfeldes geführt.
Im Jahr 1993 wurde die Ladenpassage von den Büros Gerkan, Marg und Partner sowie Rhode, Kellermann, Wawrowsky (RKW) zu einer 120 m langen Galerie mit Glasdach umgebaut; ein neuerlicher Umbau durch RKW ist in Planung (2010). Mit dem in drei Abschnitten geplanten Neubau des Hauptbahnhofes im Rahmen einer städtebaulichen Neuordnung nach Entwürfen von JSWD Architekten und Club L 94 Landschaftsarchitekten (Wettbewerb 2006, Baubeginn 2009) wird zukünftig eine offene, oberirdische Gestaltung des Südeingangs zum Bahnhof auch die Anbindung zum Forum grundlegend verbessern.
Autor*in: Andrea Mesecke
Zuletzt geändert am 26.04.2011
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