© LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland - Wolf, Silvia Margrit
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Moltkestraße 50 und Camillo-Sitte-Platz 1, 45136 Essen
Legende für Merkmale
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1924–1928 und 1929–1930
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Am Camillo-Sitte-Platz im großbürgerlichen, zu Beginn des 20. Jahrhunderts südöstlich von Innenstadt und Hauptbahnhof angelegten Essener Moltkeviertel, stehen in unmittelbarer Nachbarschaft zwei Wohnhäuser des Architekten Edmund Körner. Innerhalb von nur fünf Jahren entstanden, geben sie Aufschluss über Körners tastende Annäherung an Gestaltungsprinzipien der Moderne.
Den Anfang macht das zwischen 1924 und 1928 errichtete sogenannte Haus Körner I in der Moltkestraße 50, das dem Architekten und seiner Frau für lediglich zwei Jahre (bis 1930) als Wohn- und Atelierhaus diente. Es wurde dem Ehepaar wohl schlicht zu groß – ein Umstand, der nicht verwunderlich ist, wenn man weiß, dass das Haus ursprünglich als Privatsanatorium geplant war. Mehrere große Freiterrassen weisen noch auf den ursprünglichen Zweck hin. Der Bau besteht aus unterschiedlich großen, mal hoch, mal quer liegenden, miteinander verschränkten Kuben. Überragt wird der Komplex von einem rundum durchfensterten Turmaufbau, in dem sich Körners Atelier befand. Während mit der asymmetrischen Gliederung und linearen Erscheinung der flach gedeckten Baukörper Elemente des Neuen Bauens aufgegriffen werden, verweist der dunkle Klinker mit der sparsam verwendeten expressionistischen Bauzier stilistisch in die Niederlande, wo Willem Marinus Dudok eine Vermittlerrolle zwischen Amsterdamer Schule und De Stijl einnahm.
Von Körners ursprünglichem Plan und Auftrag, den als Grünanlage gestalteten Camillo-Sitte-Platz mit einer geschlossenen Bebauung zu versehen, ist nur ein weiteres Gebäude realisiert worden: sein zweites eigenes Wohnhaus mit der Hausnummer 1. Umschlossen von einer Backsteinmauer mit geometrischem Relief, liegt es annähernd mittig auf einem tiefen, schmalen Grundstück. Es ist von den Dimensionen her deutlich kleiner als das erste Haus und in der Kubatur geschlossener. Der Erdgeschossgrundriss wirkt auf den ersten Blick konventionell-großbürgerlich mit seiner Aufteilung in Vorraum, Diele, „Wohnhalle“ und Esszimmer sowie dem etwas abgesondert liegenden Wirtschaftstrakt. Durch die hölzerne Faltwand zwischen Diele und Esszimmer ließen sich die Wohnräume jedoch schnell in eine großzügige, offene Raumfolge verwandeln, die sich durch große Fenster, teils Schiebefenster, zum Garten öffnete, der wiederum in geometrisch angelegte Gartenräume eingeteilt war. Elegantes Mobiliar mit Nähe zum Art Déco und Werkbund sowie expressionistische Gemälde schmückten das gediegene Ambiente.
Auffällig ist Körners Vorliebe für lineare und geometrische Strukturen in der Innenraumgestaltung; sichtbare Unterzüge, Nischen, Plafonds und Gesimse sorgen für räumliche Tiefe bei Wänden und Decken. Vollkommen plane Wände gibt es kaum. Der Wunsch des Architekten nach strukturierender Systematik wird auch an der äußeren Gebäudehülle ablesbar. Sie fußt jedoch weniger auf den Raumfunktionen, als auf formalen, von der Fassade her entwickelten klassizistischen Reminiszenzen. Körner verstand sich durchaus als Befürworter des flachen Daches, das jedoch, wie bei Schinkels Neuem Pavillon in Berlin-Charlottenburg, durch Sims und Attika geadelt sein sollte.
Autor*in: Birgit Gropp
Zuletzt geändert am 30.09.2020
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Kategorien:
Architektur » Wohnbauten » Ein-/Zweifamilienhäuser