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Im Januar 1990 schlug die Untere Denkmalbehörde der Stadt Mönchengladbach dem LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland die Unterschutzstellung des Wohnhauses von Richard Stern in Rheydt vor. Der jüdische Textilfabrikant hatte sich 1928 von Albrecht Döring, einem Kölner Architekten, der dem Werkbund nahestand, eine Villa im progressiven Stil planen lassen. Hingewiesen wurde insbesondere auf die dem Neuen Bauen verpflichtete Durchdringung kubischer Baukörper – ein dreigeschossiger Kernbau mit einem zweigeschossigen Anbau, die beide ein begehbares Flachdach hatten; die Zusammenfassung der Fensteröffnungen zu horizontalen Fensterreihen und die großzügige Verglasung zum Garten; klar gegliederte, schmucklose Außenflächen sowie eine funktionalen Kriterien folgende Gestaltung. Auch die schon 1928 geplante, aber erst 1939 gebaute Autogarage, entspräche dem Zeitstil. Doch die Unterschutzstellung unterblieb, und das Haus wurde einige Jahre später durchgreifend modernisiert. Die damalige Entscheidung ist aus heutiger Sicht nicht nur aus architekturgeschichtlichen Gründen erstaunlich, sondern auch angesichts der Bedeutung, die die Villa als Zeugnis jüdischer Kultur in Rheydt und darüber hinaus hat. Die Familie Stern gehörte zu den alteingesessenen Familien jüdischen Glaubens in Rheydt. Richard Sterns Vater, der 1845 geborene Moses Stern, hatte mit Albert Herz 1892 die rasch expandierende Textilfabrik Herz & Stern gegründet. Der angesehene Bürger und langjährige Stadtverordnete leistete mit der Moses-Stern-Stiftung einen wichtigen Beitrag zur Armenfürsorge in Rheydt.
Mit Albrecht Döring, dem Architekten des modernen Wohnhauses, war die Familie Stern in doppelter Hinsicht verbunden: Richards Bruder Arthur finanzierte ein Hachschara-Zentrum in Urfeld bei Wesseling, das Kibbuz Bamaaleh. Dabei handelte es sich um eine Einrichtung der zionistischen Jugendorganisation Hechaluz, die jüdischen Jugendlichen eine landwirtschaftliche Ausbildung vermittelte; eine solche war Voraussetzung, um nach Palästina auswandern zu können. Zwischen 1933 und 1938 lebten die Kibbuzniks im Dietkirchener Hof, der dem besagten Architekten Albrecht Döring gehörte.
Zu diesem Zeitpunkt war die Textilfabrik Herz & Stern bereits an die eigens gegründete Tuchfabrik Rheydt AG verkauft – und somit in der Sprache der Nationalsozialisten „arisiert“ – worden. Richard Stern war 1936 mit seiner Familie zunächst nach Österreich ausgewandert und erreichte 1938 unter Schwierigkeiten England.
Autor*in: Birgit Gropp
Zuletzt geändert am 16.05.2024
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Kategorien:
Architektur » Wohnbauten » Ein-/Zweifamilienhäuser