Wittenbruchplatz 24, 40627 Düsseldorf
1963
Architekt Josef Lehmbrock
(Architektur)
Prof. Dr.-Ing. Stefan Polónyi
(Tragwerk)
- keine Angabe -
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Seine Beziehung zu Unterrath begann für Josef Lehmbrock 1957, als er den Auftrag erhielt, im Zentrum des Stadtviertels die Siedlung am Wittenbruchplatz zu bauen.
Der siegreiche Wettbewerbsentwurf für St. Mariä Himmelfahrt im Zentrum der Wohnsiedlung geht auf das Jahr 1961 zurück, als die internationale Bewegung Team X und der von ihr ausgehende Brutalismus deutliche Spuren auch in Deutschland hinterließ. So entschied sich Lehmbrock, bei der Kirche im Gegensatz zu den verklinkerten Wohnhäusern Sichtbeton einzusetzen. Für die Konstruktion aus hyperbolischen Paraboloidschalen engagierte Lehmbrock sogar den bekannten Tragwerksplaner Stefan Polónyi. Sakralbau und Campanile wurden, wie in frühmittelalterlichen Kirchenbauten üblich, als Oktogon entworfen. Modern war dagegen Lehmbrocks Vorstellung, das gefaltete Betongewölbe als Zeltdach zu bauen. Es soll Gottes Zelt unter den Menschen symbolisieren.
Entwurf und Bau der Unterbacher Kirche ist eng verbunden mit dem Anfang der 1960er Jahre ausgerichteten Wettbewerb für den Mariendom in Velbert-Neviges, für den Lehmbrock ebenfalls einen Entwurf für ein – allerdings konventionelleres - Zeltdach einreichte. Lehmbrock, der zusammen mit Gottfried Böhm auch an der zweiten Wettbewerbsrunde von 1964 teilnahm, hat ganz of-fensichtlich Böhms finale Hinwendung zu einem gefalteten Betongewölbe, das das Bild einer gefalteten Gebirgslandschaft vermittelt, genauestens verfolgt.
Die Unterbacher Kirche St. Mariä Himmelfahrt wurde in der Zeit des zweiten Wettbewerbs von 1963 bis 1964 errichtet. Natürlich gibt es auch deutliche Unterschiede: Während der stützenlose Innenraum des Mariendoms wie ein offener Marktplatz wirkt, wird das Gewölbe von St. Mariä Himmelfahrt von vier Stützpfeilern getragen. Lehmbrocks Gewölbestruktur wirkt leichter und wird von rautenförmigen Lichtöffnungen, die unter den Kehlen des Zeltdachs liegen, durchbrochen. Der Hauptaltarraum ist in einer halbkreisförmigen Sichtbetonschale eingefasst. An den vier Raumecken finden sich zudem raumhohe Fensteröffnungen aus Strukturglas, die vom Düsseldorfer Künstler Günter Grote stammen.
Der größte Unterschied zwischen dem Unterbacher Kleinod und dem Nevigeser Mariendom lässt sich wohl auf eine einfache Formel bringen: Gottfried Böhm ließ sich vom Bild einer geschlossenen Höhle für die Glaubensgemeinschaft leiten, dagegen war für den gläubigen Katholiken Josef Lehmbrock die christliche Lichtsymbolik ausschlaggebend.
Autor*in: Dr. Klaus Englert / Redaktion baukunst-nrw
Zuletzt geändert am 22.12.2022
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Kategorien:
Architektur » Öffentliche Gebäude » Sakralbauten